Käßmann: Sarrazins Worte sind menschenverachtend

Käßmann: Sarrazins Worte sind menschenverachtend
Ex-Bischöfin Margot Käßmann empfindet die Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin zur Integration von Muslimen in Deutschland als menschenverachtend. Der SPD-Landesvorsitzende von Berlin, Michael Müller, hat nach Medienberichten Sarrazin brieflich zum Parteiaustritt aufgefordert.

"Gerade in Deutschland haben wir die Erfahrung gemacht, wenn Bevölkerungsgruppen derart diffamiert werden, was das bedeuten kann an Ausgrenzung, an Menschenverachtung bis hin zur Auslöschung von Menschenleben", sagte Käßmann im Gespräch mit dem Radiosender NDR Kultur.

Sarrazin hatte mit Vorabdrucken aus seinem neuen Buch, das in der kommenden Woche erscheint, einen Proteststurm ausgelöst. In dem Buch warnt der SPD-Politiker und frühere Berliner Finanzsenator (SPD) davor, dass die Deutschen zu "Fremden im eigenen Land" würden.

Käßmann sagte dem Sender laut einer Mitteilung vom Freitag: "Ich denke, gerade in Deutschland müssen wir da sehr sensibel sein." Sie empfinde es als "schwierig", dass viele Menschen ähnlich empfänden wie Sarrazin und er pauschal etwas ansprechen könne, was für viele ein Problem sei. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) plädierte dafür, Integrationsprobleme konstruktiv anzugehen und beispielsweise viel früher als bisher Sprachförderungen für Kinder anzubieten. "Mit Pauschalurteilen zu kommen und abzuurteilen, das hilft doch keinem Menschen", sagte Käßmann.

Käßmann äußerte sich in der Sendung "Klassik à la carte", die NDR Kultur am Freitag ab 13 Uhr ausstrahlt.

Berliner SPD-Chef: Sarrazin soll raus aus Partei

Die Welle der Proteste gegen die Äußerungen des Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin zu negativen Folgen der Einwanderung reißt nicht ab. Der SPD-Landesvorsitzende von Berlin, Michael Müller, hat nach Informationen der Dortmunder "Ruhr Nachrichten" Sarrazin brieflich zum Parteiaustritt aufgefordert. Auch SPD-Parteichef Sigmar Gabriel hatte Sarrazin schon den Parteiaustritt nahegelegt.

Sarrazin verabschiede sich von sozialdemokratischer Integrationspolitik und von "sozialdemokratischer Politik insgesamt", heiße es in Müllers Schreiben vom 25. August, das dem Blatt vorliege. "Da Du aber diesen Weg offenbar weitergehen willst, fordere ich Dich auf, gehe ihn ohne die SPD und tritt aus der Partei aus."

Der ehemalige Berliner Finanzsenator Sarrazin macht derzeit mit seinem neuen Buch "Deutschland schafft sich ab" Schlagzeilen. Bisher sind nur Auszüge bekannt. Danach warnt Sarrazin davor, dass die Deutschen zu "Fremden im eigenen Land" werden könnten. Müller spricht der Zeitung zufolge von "menschenverachtenden Thesen" Sarrazins.

epd / dpa