"Es gibt keinen Generationenkonflikt mehr"

"Es gibt keinen Generationenkonflikt mehr"
Die Vereinten Nationen haben den 12. August zum Internationalen Tag der Jugend erkoren. In Deutschland ist das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern dabei vergleichsweise entspannt. Zu dieser Einschätzung kommt Claus Tully vom Deutschen Jugendinstitut (DJI).

"Es gibt da keinen Generationenkonflikt mehr", sagte der Soziologe dem epd. Die Teenager lehnten sich nicht mehr gegen politische oder pädagogische Grundsätze auf, wie es beispielweise bei der 68er-Generation der Fall war. Differenzen werden Tully zufolge in der Jugendkultur ausgelebt: "Daher ist sie auch so wichtig. Dort dürfen sich Jugendliche grüne Socken anziehen und SMS mit komischen Worten schreiben", sagte er anlässlich des Internationalen Tags der Jugend am Donnerstag.

Die Elterngeneration der 40- bis 50-Jährigen habe ihre Kinder zu Individualisten erzogen und habe großes Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Kinder. "Diese Eltern kennen sich mit Computern und Handys aus", sagte der Dozent an der Freien Universität Berlin. Sie wissen auch über den unsicheren Arbeitsmarkt Bescheid, denn sie seien selbst schon eine Generation flexibler Arbeitnehmer.

Ein Hauptmerkmal der Jugend von heute ist für Tully, dass sich die jungen Menschen nicht festlegen wollten, etwa bei Partei- oder Vereinsmitgliedschaften: "Das ist ihnen zuwider." Die Gesellschaft entwickle daher ein Bild von jungen Menschen, die wenig Kampfgeist und Ausdauer haben. Sie seien abgeklärt. "Frühere Jugendgenerationen waren idealistischer. Heute ist sie eher pragmatisch, um den gesellschaftlich Anforderungen standhalten zu können."

Internationales Jahr beginnt

Die Vereinten Nationen (UN) haben den 12. August zum Internationalen Tag der Jugend ausgerufen. Seit dem Jahr 2000 wird an diesem Datum auf die Situation von jungen Menschen weltweit aufmerksam gemacht. Das Motto in diesem Jahr lautet "Dialog und gegenseitiges Verständnis" und verweist auf die Bedeutung des Dialogs zwischen jungen Menschen unterschiedlicher Kulturen und zwischen den Generationen. Mit dem 12. August 2010 beginnt auch das von den UN ausgerufene Internationale Jahr der Jugend.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat dazu aufgerufen, die Jugend stärker in die Politik einzubeziehen. Die Bemühungen, junge Menschen in Entscheidungsprozesse einzubinden, müssten intensiviert werden, sagte Ban. "In einer Welt, in der unterschiedliche Menschen und Traditionen immer häufiger und enger miteinander in Kontakt treten als je zuvor, ist es wichtig, dass junge Menschen lernen, wie man aufmerksam zuhört", fügte der UN-Generalsekretär hinzu. So könnten unterschiedliche Meinungen anerkannt und Konflikte gelöst werden.

Rund 18 Prozent der Weltbevölkerung sind nach Angaben der Vereinten Nationen Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren.

epd