Wunderbar, Jungs - und Hut ab vor den Trainern

Wunderbar, Jungs - und Hut ab vor den Trainern
Wissen Sie noch, was Ramba Zamba ist? Das war eine Wortkreation aus dem Jahr 1972 und beschrieb das wundersame Zusammenspiel von Beckenbauer und Netzer. Die deutsche Ramba-Zamba-Mannschaft wurde nach grandiosen Siegen über England, Belgien und die Sowjetunion Europameister und galt fortan – bis heute – als die beste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten. Aller Zeiten?
03.07.2010
Von Jörg Bollmann

Wer im WM Achtelfinale das englische Team mit 4:1 und dann im Viertelfinale einen der großen Titelfavoriten Argentinien mit 4:0 nach Hause schickt, der ist auf dem Weg, die Ramba-Zamba-Zeiten von vor 38 Jahren zu übertrumpfen. Ob Deutschland nächste Woche Sonntag Weltmeister wird? Nach diesen beiden Fußballspielen gegen das Three-Lions-Team und gegen eine Mannschaft mit so Weltklasse-Spielern wie Messi, Teves und Higuain wäre der WM-Triumph natürlich folgerichtig. Vielleicht auch verdient. Und es wäre so schön! Aber zur Bewertung der Teamleistung ist der WM-Titel schon jetzt nicht mehr nötig.

Hut ab vor dem Trainerteam um Bundestrainer Jogi Löw! An Spielern wie Miroslav Klose und Lukas Podolski festzuhalten, der Mannschaft unbeirrt vom öffentlichen Druck die eigenen taktischen Vorstellungen vom modernen Fußball zu vermitteln und sie in die Lage zu versetzen, das auf dem Rasen umzusetzen, ist grandios. Das verdient allemal das Prädikat Ramba Zamba.

"Deutschland im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft. Das ist ein echtes Fußballwunder, was aber auf natürliche Weise zustande gekommen ist." Mit diesen Worten hat der legendäre Reporter Herbert Zimmermann seine Reportage vom WM-Endspiel 1954 Deutschland gegen Ungarn begonnen. Das Ende ist bekannt: Das Spiel wurde zum Wunder von Bern, Deutschland gewann 3:2 und wurde Weltmeister. "Schland Gottes" titelt bild.de heute unmittelbar nach diesem wunderbaren 4:0 gegen Argentinien. In Anspielung auf den berühmten Spruch Maradonnas, der sein zum Tor führendes Handspiel bei der WM 1986 gegen England als "Hand Gottes" bezeichnet hatte.

So ist das wohl: So überragend schöne Fußballspiele lassen sich mit menschlichen Kategorien kaum bewerten. Da brauchts dann schon das Fußballwunder, die Hand Gottes oder Schland Gottes. Halten wirs mit dem Reporter Zimmermann, sagen wir auch, es ist auf natürliche Weise zustande gekommen. Weil Müller, Schweinsteiger, Özil, Klose und die anderen läuferisch, taktisch, technisch und fußballerisch erstklassiges Niveau erreicht haben. So gut spielen wie Beckenbauer, Netzer, Overath, Breitner und die anderen von damals. Oder so gut wie Rahn, Walter, Morlock und die anderen ganz früher. Wunderbar, Jungs! Ramba Zamba.


Jörg Bollmann ist Geschäftsführer des Gemeinschaftswerks evangelischer Publizistik.