Kampf gegen Ölpest "bis zum Herbst"

Kampf gegen Ölpest "bis zum Herbst"
Das Ausmaß des Öl-Dramas im Golf von Mexiko wird immer bedrohlicher, die Kosten für BP immer höher. Die gröbsten Umweltschäden zu beseitigen, werde bis "weit in den Herbst" dauern, sagte Thad Allen, Einsatzchef der US-Regierung im Kampf gegen die Katastrophe. Und das auch nur, wenn es dem BP-Konzern tatsächlich bis August gelinge, die außer Kontrolle geratene Ölquelle komplett zu verschließen.

Im Nordwesten Floridas spülen die Wellen immer mehr Teerklumpen an die schneeweißen Strände, Helfer finden weiter verölte Vögel. BP bezifferte am Montag seine Kosten durch die Ölpest auf inzwischen 1,25 Milliarden US-Dollar (1,04 Milliarden Euro).

Das Öl sei ein "heimtückischer Feind" für die Strände, das Marschland und die Tierwelt, sagte der Admiral der Küstenwache in einem Fernsehinterview. "Das ist ein sehr, sehr, sehr großes Problem." Er dämpfte die Freude über Erfolgsmeldungen, nach denen BP mittlerweile fast 1.600 Tonnen Öl pro Tag abfängt, bevor es ins Meer gelangen kann. "Wir machen Fortschritte, aber niemand sollte zufrieden sein, solange da noch Öl im Wasser ist", warnte Allen.

Überwachung der Gewässer an den Küsten

Wieviel Öl aus dem Leck kommt, schwankt nach offiziellen Schätzungen zwischen 1.600 und 3.400 Tonnen täglich. Bislang wurden rund 48.000 Tonnen Rohöl nach Angaben des britischen Öl-Unternehmens vor der amerikanischen Küste abgeschöpft. BP hatte in der vergangenen Woche einen Deckel über das defekte Rohr in 1.500 Meter Tiefe gestülpt. Seitdem wird das Öl teilweise auf ein Schiff gepumpt.

Die US-Behörden verstärkten derweil die Überwachung der Gewässer vor der Inselkette der Florida Keys und des Nationalparks Dry Tortugas, da sich der Ölteppich im Uhrzeigersinn nach Osten auf den "Sonnenscheinstaat" zubewegt. Laut Medien wurden derweil aber auch im Westen, in Texas, tote Vögel gefunden, deren Gefieder von Öl verklebt ist.

Viele kleine Ölteppiche

Das rostbraune Rohöl verteilt sich laut Allen fleckenartig über mehr als 300 Kilometer auf dem Wasser, wodurch die Eindämmung deutlich erschwert werde. "Es ist nicht ein einziger Ölteppich. Es sind buchstäblich hunderte und tausende kleiner Teppiche."

Die Ölpest verseucht zunehmend die Küsten in vier Bundesstaaten. Über 20 000 Helfer sind im Einsatz, darunter mehr als 17 000 Soldaten der Nationalgarde. Hunderte Arbeitslose seien für die Reinigung der Küsten eingestellt worden, 4500 sollen es werden, hieß es.

Folgekosten noch nicht geschätzt

Die jüngste Kostenberechnung umfasse lediglich den direkten Kampf gegen die Katastrophe, erklärte der britische Ölgigant. Mögliche Folgekosten und Schadenersatzansprüche seien darin noch gar nicht enthalten. "Die finanziellen Konsequenzen dieses Ereignisses werden zweifellos sehr ernst sein, aber BP ist ein starkes Unternehmen und hat schon viele Stürme durchschifft", erklärte BP-Chef Tony Hayward.

Angesichts der beginnenden Hurrikan-Saison erproben BP-Ingenieure weitere Methoden, um den Abfluss von Öl und Gas einzudämmen. Zum einen soll bis Mitte Juni ein weiteres Steigrohr zum Auffangschiff eingerichtet werden. Entlastungsbohrungen an zwei Quellen laufen laut BP nach Plan. Sie sollen Anfang August einsatzbereit sein.

dpa