Weltmissionskonferenzen: Wegmarken der Ökumene

Weltmissionskonferenzen: Wegmarken der Ökumene
Weltmissionskonferenzen sind wichtige Wegmarken der Ökumene. Seit hundert Jahren treffen sich Vertreter aus nahezu allen christlichen Traditionen etwa alle acht bis zehn Jahre.

Dabei stellten sie oft Weichen für die Zukunft des Christentums. Die Konferenzen führten auch zur Gründung des Weltkirchenrates 1948. Vom 2. bis 6. Juni 2010 wird im schottischen Edinburgh an die erste Weltmissionskonferenz am selben Ort erinnert. epd dokumentiert die einzelnen Etappen:

- 1910 Edinburgh, Schottland: Die erste Weltmissionskonferenz gilt als Ausgangspunkt der modernen ökumenischen Bewegung. Es nahmen allerdings nur protestantische Vertreter teil.

- 1928 Jerusalem: Das Versagen von Christen in der westlichen Zivilisation im Ersten Weltkrieg stellte die bisherige Mission in Frage. Die Konferenz suchte neue Wege zur Verkündung des Evangeliums.

- 1938 Madras, Indien: Die Konferenz legte die Grundlagen für den Dialog zwischen Christen und Menschen anderer Religionen.

- 1947 Whitby, Kanada: Die Tagung stand noch unter dem Schock des Zweiten Weltkrieges. Unter dem Stichwort Versöhnung wurde versucht, Beziehungen zwischen zuvor feindlichen Staaten neu zu knüpfen.

- 1952 Willingen, Deutschland: Die neue Weltlage durch die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Machtblöcke zwang erneut zu einem Umdenken in der Mission. Dabei ging es auch darum, wie Christen in atheistisch-kommunistischen Staaten geholfen werden konnte.

- 1958 Accra, Ghana: Die Delegierten beschlossen die Integration der Weltmissions-Bewegung in den 1948 gegründeten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Kritiker hatten allerdings zuvor vor einer zu großen Nähe zwischen Mission und den etablierten Kirchen gewarnt.

- 1961 Neu Delhi, Indien: Gilt als erste wirklich "ökumenische" Weltmissionskonferenz. Der Rahmen öffnete sich für weitere Konfessionsfamilien einschließlich der orthodoxen und römisch-katholischen Kirche.

- 1963 Mexiko City: Motto war "Mission in sechs Kontinenten". Die Tagung reagierte auf eine zunehmende Säkularisierung.

- 1972 Bangkok, Thailand: In den Vordergrund treten ungerechte Wirtschaftsbeziehungen zwischen Dritter und Erster Welt.

- 1980 Melbourne, Australien: Moderne Befreiungstheologien gewinnen an Gewicht. Viele Christen wollen Arme und Unterdrückte nicht nur karitativ unterstützen. Sie setzen vielmehr auf eine radikale Veränderung der Gesellschaft unter Bezug auf das Evangelium.

- 1989 San Antonio, USA: Das Verhältnis zu den Weltreligionen wird neu geregelt. Dabei findet man einen Konsens: Für Christen gebe es keinen anderen Weg des Heils als durch Jesus Christus. Gleichzeitig wird betont, dass Gott auch in anderen Religionen wirkt.

- 1996 Salvador da Bahia, Brasilien: Die Konferenz endet mit einem Appell an die Kirchen, sich weltweit für gerechtere Sozialsysteme und Handelsstrukturen einzusetzen. Die Herrschaft Jesu Christi gelte auch für das Wirtschaftleben, hieß es.

- 2005 Athen, Griechenland: Die Konferenz suchte neue Definitionen von Mission im 21. Jahrhundert. Dabei spielten die Themen Versöhnung und Heilung eine zentrale Rolle.

- 2010 Edinburgh, Schottland: Rund 300 Delegierte erinnern vom 2. bis 6. Juni an die erste Weltmissionskonferenz vor 100 Jahren am selben Ort. Weiter soll über die Zukunft der Mission beraten werden. Dazu wollen die Kirchen und kirchlichen Werke ihre weltweiten Netzwerke ausbauen.

epd