Vom Feind zum Freund

Vom Feind zum Freund

Vielleicht ist mein Harmoniebedürfnis überdurchschnittlich ausgeprägt. Vielleicht bin ich auch einfach nur faul. Oder resigniert. Jedenfalls, in meinem Garten dürfen sich nicht nur Ameisen, Wespen und Blattläuse tummeln, sondern auch Pflanzen, die gemeinhin in die Rubrik "Unkraut" fallen. Bei Wikipedia wird Unkraut folgendermaßen definiert: Unkraut (in der Schweiz Jät) sind Pflanzen der spontanen Begleitvegetation in Kulturpflanzenbeständen, Grünland oder Gartenanlagen, die dort nicht gezielt angebaut werden und aus dem Samenpotential des Bodens oder über Zuflug zur Entwicklung kommen. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist das Hauptkriterium, um eine Pflanze als Unkraut zu bezeichnen, dass sie unerwünscht ist.

Mit anderen Worten: Jeder bestimmt selbst, was er als Unkraut bezeichnet. Meine Definition ist: Alles, das wachsen möchte, darf wachsen, vorausgesetzt, es lässt anderen genügend Lebensraum (mich eingeschlossen). Und so tummeln sich in unserem Garten Gräser, Gänseblümchen, Löwenzahn und auch so manche unerwartete Schönheit, von der ich noch nichtmal den Namen weiß.

Doch viele sogenannte Unkräuter bringen nicht nur Farbtupfer in den Garten, sondern sind auch wichtige Pollenlieferanten für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln. Und damit nicht genug - in der richtigen Gesellschaft profitieren andere Pflanzen manchmal sogar  von ihnen. Weshalb ich hier und heute ein gutes Wort für einige meist unerwünschte Gartengewächse einlegen möchte.

Brombeeren: Ich gebe zu, ich bin kein Fan von Brombeergestrüpp. Es piekt, kratzt und wächst wie verrückt. Da es aber nunmal unzähligen Vogelarten Schutz und Nahrung bietet (und viele Insekten die Blüten mögen), toleriere ich einen kleinen Strauch in einer abgelegenen Ecke des Gartens. Allerdings nur so lange er nicht überhand nimmt. Ob es mir gelingt, ihn unter Kontrolle zu halten? Ich werde berichten.

Klee: Klee ist sozusagen der natürliche Feind aller Liebhaber makelloser Rasenflächen. Aber bevor Sie zu Unkrautvernichtern, Grab- und Stichgerätschaften greifen, bedenken Siebitte, dass Klee nicht nur 1a Nahrungsquelle für Honigbienen, Hummeln und so manches andere Insekt, das zur Vermehrung von Pflanzen beiträgt, ist. Seine Wurzeln beherbergen darüber hinaus auch ein Bakterium, das als Düngemittel für die umliegenden Pflanzen wirkt. Außerdem erzeugt Klee ein Mikroklima, in dem ordentlich Feuchtigkeit gespeichert ist - ideal für alle Nachbarn. Besonders gut mit Klee vertragen sich alle Kohlsorten und Kürbisgewächse (auch Gurken und Zucchini). Wenn Sie ihn also im Rasen absolut nicht ertragen können, versuchen Sie's mal mit Klee im Gemüsebeet.

Kletten und Disteln: Pollen und Nektar satt für nützliche Insekten.

Löwenzahn: Auch Löwenzahn ist bei Rasen-Fetischisten verhasst, vor allem wegen seiner tief reichenden Wurzeln. Dabei sind es gerade diese, die anderen Pflanzen Vorteile verschaffen - die Löwenzahnwurzeln lockern feste Erde auf und befördern Nährstoffe in die oberen Erdschichten. Schwache oder flachwurzelnde Pflanzen profitieren davon, zumal der Löwenzahn wegen seiner langen Wurzeln kein Konkurrent ist. Vor allemTomaten sollen ihn deshalb mögen. Und die Bienen natürlich sowieso, wegen des Nektars.

Gundelrebe (Glechoma hederacea): Der Bodendecker hält die Erde feucht und so manchen tierischen Pflanzenschädling fern, zum Beispiel Würmer und Käfer, die sich an Ihrem Kohl, Ihren Gurken oder Tomaten zu schaffen machen. Auch Tomaten und Paprika mögen die Nachbarschaft der Gundelrebe.

Nachtschatten (Solanum): Sie locken Käfer an, die andere Schädlinge fressen.

Brennnesseln, Taubnesseln: Nicht alle Nesseln brennen. Taubnesseln haben dafür Blüten, die von Hummeln geliebt werden. Und die, die pieken, sind unerlässlich für das Überleben von Schmetterlingen. Diese nutzen Brennnesseln zur Eiablage, sodass die Raupen gleich nach dem Schlüpfen was zu mampfen haben - Schmetterlingsraupen lieben Brennnesselblätter. Für den Schmetterlingsbestand ist es also wichtig, dass wir nicht nur Nektar für die ausgewachsenen Tiere bereitstellen, sondern auch dem Nachwuchs einen guten Start ermöglichen. Achja, und Tomaten, Broccoli und Fenchel mögen die Gesellschaft von Brennnesseln angeblich auch sehr gern.

Senfpflanzen: Marienkäferlarven lieben Senfe. Und wenn die erstmal zu ausgewachsenen Coccinellidae geworden sind, fressen sie Blattläuse. Auch Radieschen, Kohl und Weinreben stehen gern neben Senf.

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