Tief einatmen

Tief einatmen

Die Grenzen zwischen Himmel und Hölle sind fließend, wenn es um Gerüche geht. Wovon der eine im wahrsten Sinne des Wortes die Nase nicht voll genug bekommen kann, das löst beim anderen Brechreiz aus. Das gilt auch für den Duft von Pflanzen.

Dabei ist denen ziemlich egal, wie der Mensch ihren Geruch beurteilt. Sie produzieren ihre Duftstoffe, um zwecks Bestäubung Insekten anzulocken. Je nachdem, ob sie sich dabei auf Bienen, Hummeln oder Schwebfliegen spezialisiert haben, senden die Blüten verschiedene Lockstoffe aus. Blätter riechen ebenfalls oft sehr stark, jedoch aus einem anderen Grund. Sie wollen nicht verführen, sondern beschützen. Sobald eine Raupe oder ein Käfer in ein Blatt beißt, werden Geruchsmoleküle und Chemikalien freigesetzt, die hoffentlich für den Angreifer ungenießbar sind.

Auch wenn wir nicht gemeint sind - wir nehmen die Düfte mehr oder weniger bewusst wahr. Sie erfrischen, beruhigen, ekeln oder beglücken uns. Wobei die Beurteilung eines Geruchs von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann, nur selten ist man sich einig. Selbst der viel besungene Duft von Rosen erfreut längst nicht jeden. Ob ein Geruch als wohltuend oder abstoßend wahrgenommen wird, unterliegt kulturellen Kriterien, viel mehr aber noch persönlichen Erfahrungen.

Jeder kennt vermutlich das Gefühl, wenn ihn ein Geruch schlagartig in eine Situation oder an einen Ort aus früherer Zeit versetzt. Bei mir sind es Tulpen, Buchsbäume und Weiße Rispenspieren, die mich sofort in den Garten meiner Oma zurückbeamen, wenn ich heute im Vorbeilaufen ihren Geruch einatme. Frisch gemähtes Gras erinnert mich dagegen an den Bauernhof, auf dem ich die ersten Jahre meiner Kindheit verbrachte. Später waren es die Düfte der Orangenblüten auf Mallorca, der Pinienwälder an der französischen Atlantikküste und der Frangipani-Bäume am Flughafen von Auckland, die bleibende Eindrücke hinterlassen haben. Ich zähle sie zu meinen Souvenirs.

Wobei ich feststelle, dass sich die Beurteilungen, ob etwas gut oder schlecht riecht, durchaus verändern können. Zum Beispiel mochte ich lange keinen Lavendel. Der Geruch erinnerte mich an die kleinen Mottenkissen, wie sie in meiner Kindheit im Schrank alter Damen zu finden waren. Heute habe ich selbst fünf Lavendula-Büsche im Garten stehen, in die ich regelmäßig meine Nase stecke.

Wer sich erst einmal darauf eingelassen hat, wird feststellen, dass Gerüche neben den Farben und Formen eine ganz eigene Dimension bei der Garten- und Balkongestaltung einnehmen. Oder anders gesagt: Jeder kann sich selbst sein olfaktorisches Himmelreich erschaffen.

Hier einige Tipps für duftende Pflanzen:

  • Pflanzen Sie Duftpflanzen dort, wo Sie den Geruch auch wahrnehmen können: Neben der Terrasse, der Gartenbank, unter dem Küchenfenster etc. statt im hinteren Teil des Gartens oder des Beets.
  • Wärme hilft Kletterpflanzen wie Jasmin, manchen Clematis-Sorten und Blauregen bei der Freisetzung ihrer Duftstoffe. Wer sie deshalb statt an einem freistehenden Spalier oder Zaun an einer wärmespeichernden Backsteinmauer hochranken lässt, hat mehr vom Duft. Rosen mögen es dagegen lieber etwas luftiger.
  • Damit der Duft nicht im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht wird, die betreffenden Pflanzen an eine windgeschützte Stelle setzen.
  • Manche Pflanzen wie Geißblätter, Jasmin und Levkojen riechen besonders stark in der Abenddämmerung.
  • Vor allem bei Kräutern werden die duftenden ätherischen Öle freigesetzt, wenn an den Blättern gerieben wird.
  • Stark duftende Pflanzen sind zum Beispiel Minze, Rosmarin, Salbei, Thymian, Dill, Kamille Rosen, Freesien, Lavendel, Jasmin, Geißblatt, Lilien, Flieder, Veilchen, Gras, Tomaten, Schmetterlingsflieder, Wicken, Hyazinthen - ob Sie sie als gut oder schlecht riechend einstufen, müssen Sie selbst entscheiden.
     

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