Vermehret Euch

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Wie war das noch mit den Blümchen und den Bienchen? Es braucht die Insekten, um viele kleine Blumenkinder zu bekommen? Falsch! In manchen Fällen kann auch der Mensch die Rolle des Klapperstorchs einnehmen, um mal im Bild zu bleiben (ja, schon gut, ich hör ja schon auf mit den albernen Gleichnissen).

Jedenfalls: Außer Aussaat und Teilung des Wurzelstocks gibt es noch eine weitere Methode, um für wenig Geld mehr Pflanzen für Haus, Garten und Balkon zu bekommen - durch Stecklinge. Ableger, also mit der Mutterpflanze identische Seitentriebe en miniature, sind klassische (und die einfachsten zu verwirklichenden) Beispiele für die Stecklingsvermehrung. Aber auch simple Stängel, Zweige und Äste eignen sich dafür. Einfach abschneiden und in die Erde stecken, fertig der Nachwuchs (Details s.u.).

Da die Gene der Stecklinge identisch sind mit denen der Mutterpflanze, gibt es bei dieser Methode - anders als bei der Vermehrung durch Samen - keine Überraschungen bei der Farbe oder Blattmusterung. Wenn Sie also sicher gehen möchten, als Andenken an das lauschige Picknick mit dem/der Liebsten ein genaues Abbild des Oleanderbuschs zu bekommen, der Ihnen Schatten gespendet hat, sind Sie mit Stecklingen besser bedient als mit Samen. Und wenn er dann groß genug ist um beschnitten zu werden, können sie einige der Ästchen statt auf den Kompost in einen Topf mit Erde stecken - und schon ist eine weitere Generation Pflanzen geboren. Ganz ohne Bienchens Hilfe.

Tipps für die Stecklingsvermehrung:

  • Zeitpunkt: Stecklinge können im Prinzip das ganze Jahr über produziert werden, am besten geht es jedoch im Frühling und Sommer (März bis August), wenn die Pflanzen im Wachstum sind. Allerdings sind die neuen Triebe in dieser Zeit auch besonders auf Flüssigkeitszufuhr angewiesen - Auxin-haltige Pflanzenhormone (in Gärtnereien ö.ä. in flüssiger oder pudriger Form zu kaufen -  helfen dem Steckling, schneller Wurzeln zu schlagen und so Wasser aufnehmen zu können.
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  • Für die Stecklingsvermehrung gesunde, kräftige Triebe auswählen - sie sollten weder zu kurz (mindestens 3 cm) noch zu lang (höchstens 10 cm) sein. Keine Triebe mit Knospen oder Blüten nehmen, denn diese verbrauchen zu viele der Nährstoffe, die für die Bewurzelung wichtig sind.
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  • Aber: Auch die Stelle, von der der Steckling abgenommen wird, spielt eine Rolle - während die obersten Spitzen in der Regel zwar die jüngsten und gesündesten sind und am schnellsten wachsen, brauchen sie gleichzeitig auch am meisten Nährstoffe. Wenn diese mangels Wurzeln nicht schnell genug zugeführt werden können, verwelkt das Zweigchen, bevor es angewachsen ist. Die untersten Triebe sind dagegen meist etwas schwach. Deshalb am besten einen Trieb bzw. Zweig von halber Höhe nehmen.
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  • Den Schnitt mit einem scharfen Messer machen. Scheren quetschen das Gewebe zu sehr, sodass dann kein Wasser mehr aufenommen werden kann, ebenso stumpfe Messer. Ausgefranste Schnittstellen verfaulen schnell und machen die Nährstoffaufnahme für die Pflanze unmöglich.
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  • Die untersten Blätter von dem einzupflanzenden Stängel oder Zweig entfernen (ebenfalls mit einem scharfen Messer). Wenn der Steckling ein sehr junger Trieb ist, kann der Kopf ebenfalls mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden, das schützt vor dem vorzeitigen Verwelken.
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  • Sandhaltiges Substrat verwenden, denn die Erde soll zwar die Feuchtigkeit halten, aber auch für genügend Abfluss sorgen, um ein Verfaulen der Wurzeln zu verhindern.
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  • Direkt nach dem Abschneiden (am besten alles vorher vorbereiten, damit die Schnittstellen keine Chance haben anzutrocknen) in Wachstumshormone tunken (ist zwar nicht unbedingt und in jedem Fall nötig, steigert aber die Erfolgsquote beträchtlich) und in einen Topf mit feuchter Erde stecken.
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  • Hell, aber nicht in direkte Sonne stellen, das Substrat feucht, aber nicht nass halten.
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  • Geduld! Die meisten Pflanzen haben nach 2 bis 4 Wochen ein feines Wurzelsystem gebildet (manche, wie Magnolien zum Beispiel, brauchen aber bis zu 3 Monate) - wenn sie also bis dahin noch nicht verwelkt sind oder sogar neue Blättchen gebildet haben, können Sie davon ausgehen, dass alles gut gegangen ist. Tun Sie unter keine Umständen, was ich mit den Zwergmispel-Stecklingen getan habe: Nehmen Sie die Pflanze nicht aus dem Topf um nachzusehen, ob sich Wurzeln gebildet haben. Das feine Wurzelwerk ist äußerst empfindlich und darf nicht gestört werden. Entsprechend lassen die drei Mini-Zwergmispeln auf unserer Terrasse jetzt die Köpfe hängen.
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  • Gut geeignet für Stecklingszucht aus den jüngsten, weichen Trieben, die noch frisch und grün sind: Rittersporn, Fuchsien, Hebe, Hortensien, Lupinen, Pelargonien, Penstemon, Spiersträucher, Weigelien, Salbei. Wurzeln bilden sich i.d.R. in 2-4 Wochen.
  • Gut geeignet für Stecklingszucht für Triebe aus diesem Jahr, die jedoch schon fertig ausgebildete Blätter haben, etwas fester sind und deshalb nicht so schnell welken: Schmetterlingsflieder, Beifuß, Engelstrompeten, Crysanthemen, Spindelsträucher, Feigen, Forsythien, Pfeifensträucher. Die Bewurzelung dauert i.d.R. 4-6 Wochen.
  • Gut geeignet für Stecklingszucht aus Trieben, die schon langsam verholzen: Buchsbaum, Zistrosen, Koniferen, Efeu, Lorbeer, Lavendel, Rosmarin, Schneebälle. Die Bewurzelung dauert 6-12 Wochen.
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  • Auch Rosen können durch Stecklinge vermehrt werden. Eine ausführliche Anleitung finden Sie hier

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