Britannien jubelt

Britannien jubelt

Oh dear! Es sieht nicht gut aus für die Feierlichkeiten anlässlich des 60-jährigen Thronjubiläums von Queen Elizabeth II. Jedenfalls nicht am Himmel. All die Picknicks auf mit Union-Jack-Tischdecken geschmückten Klapptischen, all die weiß-rot-blau bepflanzten Hängekörbe, die Konzerte, Umzüge und Paraden werden von dem Wetter umrahmt, das der gemeine Nicht-Brite für typisch englisch hält: Nieselregen und Temeraturen zwischen 12 und 15 Grad.

Doch das schert einen echten Briten natürlich wenig. Wo in Deutschland Panik ob der Wettervorhersage ausbrechen würde, sämtliche Planen, Pavillons, Schirme und Heizstrahler ausverkauft wären, werden hier stoisch die geplanten Outdoor-Aktivitäten weiter vorbereitet, also ob nichts wäre. Schließlich zeigt man sich als guter Untertan dankbar für den zusätzlichen Feiertag am Dienstag, den das Jubiläum uns beschert. Gut gefällt mir auch wieder einmal die pragmatische Herangehensweise an die Festivitäten: Der late may bank holiday, ein arbeitsfreier Tag, der normalerweise am letzten Montag im Mai begangen wird, wurde um eine Woche nach hinten verschoben, sodass dass Volk in diesem Jahr ein extra-langes Wochenende und viel Zeit zum feiern hat.

Gerade rechtzeitig zum diamond jubilee wurden auch die 60 diamond woods, also die Diamantwälder fertig, die der Woodland Trust zum 60. Jubiläum gepflanzt hat. Über das ganze Königreich verteilt, haben Schulklassen und jeder, der wollte, Naherholungsgebiete geschaffen, jedes von ihnen mindestens 60 acres (ca. 24 Hektar) und damit eineinhalb mal so groß wie das Anwesen des Buckingham Palaces. Die Nachfrage war so groß, dass in den nächsten Monaten noch sechs weitere Diamantwälder gepflanzt werden. Und darüber hinaus auch noch 25 "Prinzessinnenwälder", einen für jedes Lebensjahr Elisabeths vor der Inthronisierung.

Dem Baum, den wir vor zwei Monaten gepflanzt haben, geht es leider nicht ganz so gut. Die äußeren zwei Drittel der Zweige der Zwergmispel sind kahl geblieben. Mit einem scharfen Messer habe ich die Rinde etwas abgekratzt . Darunter war es nicht grün und saftig, sondern vertrocknet und mausetot. Dafür haben sich entlang des Stamms, vor allem direkt am Boden, viele Triebe entwickelt. Auf Nachfrage hat mir die Gärtnerei nun mitgeteilt, dass ich die abgestorbenen Teile und ebenso die Triebe abschneiden solle, damit aus dem Bäumchen kein Busch wird.  

Ich vermute, dass wir direkt nach dem Einpflanzen, als es noch warm und trocken war, zu wenig gegossen haben. Insofern ist es eher von Vorteil, dass das Wetter nun umgeschlagen ist. Und die Queen wird es sicherlich auch nicht tragisch nehmen, schließlich hat das Schmuddelwetter Tradition: Bereits das bisher einzige Diamantjubiläum Großbritanniens, das 1897 zu Ehren Königin Victorias abgehalten wurde, wurde von Gewitter- und Hagelstürmen begleitet. Und auch bei der Krönung Elizabeth II. im Juni 1953 war es kalt und nass. Business as usual also, jedenfalls aus königlicher Sicht. Und auch wir werden so tun, als ob nichts wäre, das Wetter ignorieren, uns über den zusätzlichen Feiertag freuen und in unserem Garten einen Toast auf die Queen ausbringen.

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