Psalm 23 für Porsche-Fahrer, Atheisten und Informatiker

Psalm 23 für Porsche-Fahrer, Atheisten und Informatiker

 Viele Menschen kennen Psalm 23 nach der klassischen Luther-Übersetzung aus dem Konfirmanden-Unterricht, der Schule oder von irgendwo sonst. Im ersten Teil der Bibel, dem Alten Testament, ist er zu finden. Dort, wo viele andere Gebete und Lieder gesammelt sind. Ein Blick dorthin lohnt sich. Häufig ist es jedoch so, dass genau die Texte, die man schon lange kennt, an persönlicher Bedeutung, Spannung und Faszination verlieren. Sie werden abgedroschen und langweiliger Standard. Deshalb gibt's heute mal einen gewagten Versuch: Wie würden ein enttäuschter Porsche-Fahrer, ein moderner Atheist oder ein gepflegter Informatiker den Psalm 23 formulieren? Here we go:




Psalm 23 – aus Sicht eines Porsche-Fahrers

        Der Porsche ist nicht mein Hirte,
denn es wird mir trotzdem viel mangeln:
Er weidet mich nur auf grauen Parkplätzen
und fähret mich büsch’n* zur Tankstelle.
       Er vertickert meine Seele.
Er fährt mich zwar auf rechter Straße,
doch nur um seines Namens willen.
Und ob ich schon raste durch’s finstere Tal,
fürchte ich Unglück: Denn wer ist bei mir?
       Denn seine Stärke und sein Stahl schützen und erfüllen mich nicht.
Du, Porsche, bereitest mir vor einen Wisch im Angesicht meiner Feinde: Blitz!
Du holst dir ein Foto und rennst da voll rein.
Tu des‘ – und Arm-Herzigkeit wird mir folgen, mein Leben lang.
       Und ich werde bleiben im Hause des Herrn – immer rar.

                                 

Psalm 23 – aus Sicht eines modernen Atheisten

Der Herr ist kein Hirte,     
        trotzdem muss mir nichts mangeln.
        Er langweilt mich mit einer grünen Aura,
        und verfährt sich im tiefen Wasser.
                Er benebelt meine Seele.
                         Er verführt mich zur gelinkten Straße,
                          um keines Namens willen.
                          Aber wenn ich wandere im finsteren Tal,
                          fürchte ich Unglück! Denn keiner ist bei mir!
                Kein Stecken und Stab trösten mich!
         Dann bereite ich vor mir einen Fisch im Angesicht meiner Freunde.
         ICH salbe mein Kopf mit Öl,
         und falle voll drauf rein.
         Gutes und Barmherzigkeit werden mich verfolgen, mein Leben lang.
Aber wer will schon bleiben im Hause des…? Äh…, ja…, ach nee…,
den gibt’s ja eh nicht.
ICH werde auf jeden Fall bleiben zu Hause stur immerdar.

 



Psalm 23 – aus Sicht eines Informatikers

         Der Herr ist mein Systemadministrator,
es wird kein Bit fehlen.
Er gibt mir gute Hardware – so kann ich entspannt arbeiten –
und schickt mich immer wieder auf Stand-by.
         Er gibt mir immer wieder entscheidende Updates,
er unterrichtet mich über die geltenden Gesetze – damit sein Name den guten Ruf behält.
Und ob ich schon wanderte im weltweiten Web,
fürchte ich keine Hacker, denn du, mein Rescue&Recovery, bist bei mir,
         deine Firewall und Virenprogramm trösten mich.
Du bereitest vor mir einen edlen IBM im Angesicht meiner Acer-Nutzer.
Du schenkst mir den goldenen Web-Fish und lässt die PC's einwandfrei laufen.
IBM und guter Kundenservice werden mir folgen ein Leben lang.
         Und ich werde bleiben bei deinem Account bis zum Erscheinen des Web 500.0

  

Psalm 23 - im Original nach der Lutherübersetzung

  

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück.
Denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

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