Kinderbücher zu Sterben und Tod

Kinderbuüher, die sich mit Sterben, Tod und Trauer beschäftigen, fotografiert auf dem Friedhof
epd-bild/Uli Deck
Drei Kinderbücher, die sich mit Sterben, Tod und Trauer beschäftigen.
Kindern beim Trauern helfen
Kinderbücher zu Sterben und Tod
Stirbt ein Mensch, möchte niemand Kinder in ihrer Trauer alleinlassen. Doch was brauchen Kinder, wie spricht man mit ihnen über Tod und Abschiednehmen? Einen Zugang können Bücher bieten - sachlich, ernsthaft, aber auch humorvoll.

Dieses blöde Gesterbe. Immer zum falschen Zeitpunkt. Plötzlich. Ohne Vorwarnung", schimpft der elfjährige Ich-Erzähler, während ihm die Tränen übers Gesicht laufen. Denn jetzt ist auch noch seine Oma gestorben, nachdem zuvor seine Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren. In ihrem Kinderroman "Oma verbuddeln" (empfohlen ab zehn Jahren) beschäftigt sich die Hamburger Illustratorin und Autorin Birgit Schössow warmherzig und humorvoll mit der kindlichen Sicht auf Trauer und Verlust.

In dem Buch sollte es vor allem über Gefühle gehen, sagt Schössow im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eines Tages, während sie "auf einem Schwimmring im Planschbecken herumschaukelte und den Himmel betrachtete", sei ihr die Frage "wie verbuddelt man eine Oma" in den Sinn gekommen. Dann habe sich die Geschichte wie von selbst entwickelt, Figuren seien "aufgetaucht", deren Geschichte sie aufgeschrieben habe.

Gerade Omas hätten viel Interesse für ihren ersten Kinderroman gezeigt, sagt Schössow, die zahlreiche Bilderbücher illustriert hat. International bekannt wurde sie durch ihre Cover-Illustrationen für das US-Magazin "New Yorker". Sie freut sich, dass ihr Buch und ihr sensibler Umgang mit dem Tod so gut ankommt - nicht nur bei Kindern.

Zutrauen in das Weiterleben

Kritik, dass der Titel "Oma verbuddeln" zu flapsig oder despektierlich sein könnte, habe es nicht gegeben, erzählt sie. Das Buch war für den diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und stand auf der Shortlist des Evangelischen Buchpreises 2025. Eine Hörspielfassung des WDR ist in der ARD-Audiothek abrufbar.

"Oma verbuddeln" sei "alles andere als ein Problembuch", erklärt der Arbeitskreis Jugendliteratur. Mit schrägem Humor, Slapstick-Elementen und viel Wortwitz werde der Tod geliebter Menschen erzähl- und aushaltbar. Dass es eine fürsorgliche Nachbarin gebe, stütze junge Leserinnen und Leser "in ihrem Zutrauen in das Weiterleben nach einschneidenden Verlusten".

Birgit Schössow: "Oma verbuddeln". Kinderroman, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2024. 15 Euro. Ab 10 Jahren

Kinderfragen nach dem Tod ernst nehmen

Wie wichtig es ist, Kinderfragen zu Sterben, Tod und Trauer ernst zu nehmen, erläutert der evangelische Religionspädagoge Frank Hartmann aus Arendsee in Sachsen-Anhalt. Kinder wollten Antworten auch auf heikle Fragen. Diese bekämen sie oft nicht, weil viele Erwachsene sich nicht mit der eigenen Endlichkeit beschäftigen wollten und der Tod ein Tabuthema sei.

"Auch wenn Erwachsene damit Kinder schützen wollen, tun sie Ihnen letztlich aber keinen Gefallen", sagt Hartmann. Die Folge: Kinder blieben mit ihren Fragen oft allein und würden ausgegrenzt, zum Beispiel, wenn sie nicht an der Trauerfeier teilnehmen dürften. Für Grundschulkinder hat der Religionspädagoge ein Sachbuch rund um das Thema geschrieben: "Wie tief ist ein Grab?" ist 2024 im Freiburger Herder Verlag erschienen.

"Kinder haben ein Recht auf Trauer und dürfen nicht ausgegrenzt werden", sagt Religionspädagoge Frank Hartmann.

Ehrliche Gespräche, tröstende Rituale

"Erwachsene und Kinder brauchen einen gelebten Abschied, ehrliche Gespräche, tröstende Rituale und Antworten auf ihre Fragen", ist Hartmann überzeugt. Er bietet zu dem Thema auch Kurse für Erzieherinnen und Erzieher an. In seinem Buch formuliert er zehn Rechte, die trauernde Kinder hätten. "Ich habe das Recht auf alle meine Gefühle", auf einen Abschied von dem Toten, Fragen zu stellen und ehrliche Antworten zu bekommen, heißt es darin.

Und ganz wichtig: "Niemand darf mich ausschließen" oder zu etwas drängen.
"Trauer muss gelebt werden und darf nicht verdrängt werden", bestätigt die Familientrauerbegleiterin Mechthild Schröter-Rupieper aus Gelsenkirchen: Für Kinder wie Erwachsene sei es wichtig, ihre Gefühle der Trauer auszudrücken. Nur so könnten sie auch mitfühlend gegenüber anderen sein. Wichtig sei es, dass Bezugspersonen Kindern das Geschehen altersgerecht erklärten.

Frank Hartmann: "Wie tief ist ein Grab?". Herder Verlag, Freiburg 2024. 18 Euro. Ab 8 Jahren.

Gedenken lebendig halten

In Schröter-Rupiepers Bilderbuch "Geht Sterben wieder vorbei?" (Gabriel Verlag, 2020) geht es um zwei Kinder, die traurig sind, als ihr geliebter Opa stirbt. In die Geschichte, die sich an Kinder ab fünf Jahren richtet, sind Infokästen eingebettet, die kindgerecht Fragen beantworten. Themen sind beispielsweise "Was bleibt von dem toten Menschen übrig", "Darf man den Sarg oder die Urne schmücken?" oder "Kann man traurig sein und gleichzeitig lachen?"

Das Gedenken an Verstorbene könne durch ein Fotoalbum oder eine "Schatzkiste" mit Erinnerungsstücken bewahrt werden, schlägt Familientrauerbegleiterin Schröter-Rupieper im epd-Gespräch vor. Auch ein Besuch am Grab, mit selbstgebastelten Geschenken oder Blumen, könne helfen. Man dürfe dort am Gedenktag auch gemeinsam ein Stück Kuchen essen oder ein Picknick machen, sofern man andere Trauernde nicht störe.

Mechthild Schroeter-Rupieper: "Geht Sterben wieder vorbei?" Gabriel/Thienemann-Esslinger Verlag, Stuttgart 2020. 15 Euro. Ab 5 Jahren.