U-Bahn-Kunst als Weckruf für die Schöpfung

Künstler Markus Lüpertz vor Wandrelief "Genesis"
© epd-bild / Jörg Donecker
Künstler Markus Lüpertz vor seinem Kunstprojekt "Genesis" zur Schöpfungsgeschichte in unterirdischen U-Bahn-Haltestellen in Karlsruhe.
Projekt "Genesis" von Markus Lüpertz
U-Bahn-Kunst als Weckruf für die Schöpfung
Mit der Schöpfungsgeschichte als Kunstprojekt an U-Bahn-Haltestellen sorgt der Künstler Markus Lüpertz für Schlagzeilen. Jetzt wurde das Projekt bei einer mitternächtlichen Vernissage im eigens dafür gesperrten U-Bahn-Tunnel in Karlsruhe enthüllt.

Streng geheim und fest verpackt: Lange waren die U-Bahn-Kunstwerke des Malers und Bildhauers Markus Lüpertz in dicke, weiße Kunststoff-Planen verhüllt. So fest, dass nicht mal ein kleiner, neugieriger Blick auf die 14 großformatigen Keramik-Reliefs möglich war. In der Nacht zum Freitag (28. April) wurde das Kunstprojekt "Genesis" in Karlsruhe enthüllt - exklusiv vor geladenen Gästen und in Anwesenheit des Künstlers sowie der badischen evangelischen Landesbischöfin Heike Springhart.

Dazu wurde der Bahnverkehr im gesamten U-Bahn-Bereich am Donnerstag ab 22 Uhr eingestellt. Ab vier Uhr morgens, mit dem regulären Fahrplan, sind die Werke auf den vier mal zwei Meter großen Keramiktafeln  für die Öffentlichkeit rund um die Uhr an 365 Tagen zugänglich.

"Die U-Bahn ist eine Röhre und bereit für eine Fahrt durch die Unterwelt, eine schöpferische Reise vom Dunkel ins Licht", sagte Lüpertz, der am Dienstag 82 Jahre alt wurde, bei der Vernissage. Jedes der großformatigen Keramikreliefs wiegt etwa 1,5 Tonnen und ist aus zehn Tafeln zusammengesetzt. Darin habe er das Gilgamesch-Epos, die biblische Schöpfungsgeschichte und die vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer "sehr frei und eigen interpretiert".

Er wolle mit seinen Bildern keine politische Aktualität, sondern Atmosphäre vermitteln und die Menschen berühren, so der Künstler. Als die Pläne 2017 bekannt wurden, hatte es auch Kritik gegeben. Unter anderem wurde diskutiert, inwieweit religiöse Kunst heutzutage einen Platz im öffentlichen Raum hat.

Die Untergrund-Kunst soll rund um die Uhr an 365 Tagen beidseitig an sieben Haltestellen anstelle von acht Quadratmeter großen Werbeplakaten zu sehen sein. Die Kosten von einer Million Euro wurden durch Spenden und Sponsoren aufgebracht. Für Freitagabend war zudem ein Festakt in der Karlsruher Stadtkirche geplant.

Für die Eröffnung der Genesis-Schau ist am Freitagabend unter anderem ein Festakt in der Karlsruher Stadtkirche geplant.

Für sein Projekt, das sich frei an die biblische Schöpfungsgeschichte anlehnt, hat er rund 20 Tonnen Ton verwendet. Damit will der Wahl-Karlsruher nach eigenen Worten seiner "Heimatstadt" etwas zurückgeben.

Am Dienstag würdigten die Kirchen das Projekt. Als "Kunst, die uns alle angeht" bezeichnete Landesbischöfin Springhart die "Genesis". "Im Untergrund von Karlsruhe zeigt sie viele unserer Wurzeln. Sie regt an, uns als Teil einer Umwelt zu verstehen, für die wir alle Verantwortung tragen", erklärte Springhart für die katholische und evangelische Kirche.

Sechs Jahre lang soll die "Untergrund-Kunst" beidseitig an den insgesamt sieben U-Bahn-Haltestellen anstelle von Werbeplakaten zu sehen sein. Die Kosten von einer Million Euro wurden ohne öffentliche Mittel komplett durch Spenden und Sponsoren aufgebracht. Für Freitagabend ist zudem ein Festakt in der Karlsruher Stadtkirche geplant.