Elternliebe

Vater, der seinen Sohn auf dem Arm hält, Kind hat die Augen geschlossen
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Zuversichtsbrief, Woche 86
Elternliebe
Wenn Gott unser Vater ist, dann sind wir seine Kinder. Adoptiert durch Jesus Christus. Diese Woche erörtert Frank Muchlinsky das Thema Elternliebe in der Bibel. Und ermutigt, auf Zeugnisse des eigenen Geliebtseins zu schauen.

Jetzt aber spricht der Herr, der Jakob geschaffen und sein Volk Israel gebildet hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich befreit. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir. Wenn du durch Wasserfluten gehst, bin ich bei dir. Reißende Ströme spülen dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, verbrennst du nicht. Die Flammen können dir nichts anhaben. Denn ich bin der Herr, dein Gott. Ich bin der Heilige Israels, der dich rettet. Ich habe Ägypten als Kaufpreis für dich bezahlt, dazu noch Nubien und Seba. Du bist kostbar und wertvoll für mich, und ich habe dich lieb. Deshalb gebe ich Menschen für dich preis und setze Völker für dein Leben aufs Spiel.

Jesaja 43,1−4 in der Übersetzung der Basisbibel, hier vorgelesen von Helge Heynold.

Liebe Adoptivkinder Gottes,

es ist keine Absicht, dass ich heute schon wieder einen beliebten Taufspruch für meinen Brief an Sie herausgesucht habe, aber es ist vielleicht auch kein Zufall. Viele Bibelverse, die Eltern für ihre Kinder aussuchen, sollen Hoffnung und Zuversicht ausdrücken. Die Taufe ist für Eltern häufig der erste Moment, in dem sie etwas von der Verantwortung für ihr Kind abgeben. Ein Kind taufen zu lassen, bedeutet für sie, Gott um die Fürsorge und den Schutz zu bitten, den sie selbst dem Kind nicht geben können. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ lautet der erste Vers in der Übersetzung Luthers. Wer einem Kind einen Namen gibt, erkennt es als eigenes Kind an. In der Bibel ist es ein Rechtsakt, wenn ein Vater einem Kind einen Namen gibt. Er ist dann für dieses Kind verantwortlich.

Darum sagt dieser Bibelvers als Taufspruch besonders deutlich: „Gott, nimm unser Kind auch als deines an!“ Wenn man sich dann noch anschaut, wie die Passage beim Propheten Jesaja weitergeht, erscheint der Vers beinahe wie eine Beschwörung. Nichts, wahrhaft überhaupt nichts soll dem geschehen, den Gott beim Namen gerufen hat. Lodernde Flammen oder reißende Ströme können ihm nichts anhaben.

Ursprünglich richten sich diese Worte Gottes, die der Prophet Jesaja spricht, an das Volk Israel, das in der Gefangenschaft in Babylon sitzt. Das Volk wird mit „Jakob“ angeredet. Jakob, der Erzvater, der am Fluss Jabbok mit jemandem kämpfte, damit der ihn segnet. Jakob, der schließlich tatsächlich von diesem Fremden gesegnet wurde, aber auch verletzt, und der von ihm „Israel“ genannt wurde (1. Mose 32,23−33). Aus Jakob wurde Israel, aus Israel wurde ein Volk, und nun – mitten in der Verbannung – redet Gott sein Volk wieder mit Jakob an, den er vor so langer Zeit am Jabbok sozusagen adoptierte.

Wenn man sich vorstellt, dass die Verse, die Gott Jesaja in den Mund legt, tatsächlich von einem Elternteil an das eigene Kind gesprochen werden, kann man sie sehr gut nachvollziehen. Eltern möchten ihr Kind vor allen Gefahren beschützen und versprechen es ihm auch. „Dir kann nichts geschehen. Bei mir bist du sicher, alles ist gut!“ Es spielt dabei keine Rolle, ob man das Kind wirklich vor allen Gefahren beschützen kann oder nicht. Der Wille ist da und die Versicherung: „Ich werde alles tun, dass du behütet bist. Du bist das Wichtigste für mich, das es gibt!“ Auch die folgenden Verse kann man als elterliche Liebeserklärung hören: „Du bist mir wichtiger als alle anderen. Wenn es sein muss, setze ich alles aufs Spiel für dich!“

Welche Rolle dürfen wir Christinnen und Christen in dieser Familie spielen? Wir kamen rund 500 Jahre nach Jesaja ins Spiel und sagen zu Gott ebenfalls „Vater“. Man könnte sagen: Wie Israel durch Jakob, so sind wir von Gott adoptiert worden durch Jesus Christus. Wir sind im Grunde genommen die jüngeren Geschwister. Wie schrecklich ist es doch, dass ausgerechnet aus unseren Reihen diejenigen hervorgingen, die immer wieder das größte Unheil über unsere Geschwister brachten! Machen wir uns darum immer wieder deutlich, dass wir niemanden abgelöst haben als Kinder Gottes, sondern dass wir lediglich später adoptiert wurden! Vergessen wir nicht, wer zuerst angeredet wurde in dem heute so beliebten Taufspruch: Jakob, der Enkel Saras und Abrahams, der Sohn Rebekkas und Isaaks.

Darum möchte ich Ihnen heute folgende Wochenaufgabe stellen: Falls Sie es nicht auswendig wissen, schauen Sie nach, wie Ihr Taufspruch lautet und wo er in der Bibel steht. Und dann lesen Sie den Text, der um Ihren Vers herum geschrieben steht. Schauen Sie einmal, in welchen Zusammenhang Ihr Taufspruch gehört und auch, an wen er zuerst gerichtet war. Das kann sehr erhellend sein.

Ich wünsche Ihnen spannende Entdeckungen!

Ihr Frank Muchlinsky