RTL fordert Werbeverzicht von ARD und ZDF

RTL fordert Werbeverzicht von ARD und ZDF
Die Privatsender lassen nicht locker. Sie fordern seit langem einen Werbeverzicht von ARD und ZDF, um selbst mehr Geld einzunehmen. Nun wagt RTL-Manager Schmid einen neuen Vorstoß.

Ein Verzicht von ARD und ZDF auf Fernsehwerbung würde nach Ansicht des RTL-Managers Tobias Schmid lediglich eine moderate Gebührenerhöhung erforderlich machen. Lasse man einmalige oder vorübergehende Aufwendungen unberücksichtigt, müsste die monatliche Rundfunkgebühr um höchstens 50 Cent steigen, schreibt Schmid in einem Gastbeitrag für den Fachdienst "epd medien". Werbung in den Radiowellen der ARD und das Sponsoring von TV-Sportsendungen wären dem Vorschlag zufolge weiterhin möglich.

Die unabhängige Gebührenkommission KEF hatte 2006 festgestellt, dass ein Komplettverbot für Werbung bei ARD und ZDF eine Gebührenerhöhung um 1,42 Euro pro Zuschauer und Monat erforderlich machen würde. Dieser Wert geht von einem Verzicht auch auf Radiowerbung aus. Schmid, der bei RTL den Bereich Medienpolitik leitet, hält dies aber gegenwärtig für nicht notwendig. Aufgrund der Regionalität der Radiosender sei die Situation in Hörfunk und Fernsehen sehr unterschiedlich, schreibt er. Somit erscheine es denkbar, bei der ARD zunächst "lediglich die Fernsehwerbung zu streichen".

Ökonomisches Wanken

Schmid argumentiert, ein Werbe- und Sponsoringverzicht von ARD und ZDF könne "das inzwischen ökonomisch ins Wanken geratene Mediensystem" stabilisieren. Zugleich könne dadurch die gesellschaftliche Akzeptanz und die Abgrenzung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gegenüber den privaten Anbietern "nachhaltig gestärkt" werden. Die ARD beispielsweise sei dann nicht mehr gezwungen, ihr Vorabendprogramm auf Quoten und die Optimierung der Werbevermarktung auszurichten.

Die Bundesländer, die in Deutschland für die Medienpolitik zuständig sind, diskutieren zurzeit ein Werbeverbot. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sprach sich dafür aus, dass die öffentlich-rechtlichen Sender stufenweise aus Fernsehwerbung und Sponsoring aussteigen sollen. Auch Politiker anderer Parteien schlossen sich der Forderung an. ARD und ZDF lehnen die Pläne ab. "Bei einer politisch gewollten Umsetzung dieser Idee geht das zu Lasten der Gebührenzahler oder eben des Programms", kritisierte der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust. Die Rundfunkgebühr beträgt aktuell 17,98 Euro.

Hinweis: Der Beitrag von Tobias Schmid erscheint im Fachdienst "epd medien" 26-27/10