Hasen, Lämmer, und Blüten zu Ehren Christi

Hasen, Lämmer, und Blüten zu Ehren Christi
Schon vor rund 500 Jahren wurden Ostereier gefärbt und bemalt. Die szenischen Darstellungen, bunte Farben und Muster sowie Blütenmotive gehen oft auf alte Traditionen zurück.
11.03.2010
Von Brigitte Jonas

Bemalt mit Wellenlinien, Lämmern, Rosen oder schlicht rot gefärbt - Ostereier sind weit mehr als leckere Nascherei. Das Ei gilt von alters her als Symbol des Lebens und der Auferstehung, zumal Christus das Grab und damit den Tod durchbrochen hat wie ein Küken die Schale seines Eis durchbricht. Die bunten Farben und Muster auf Ostereiern gehen oft auf alte Traditionen zurück.

Ältester Hinweis aus dem 16. Jahrhundert

Schon im 16. und 17. Jahrhundert waren mit religiösen Motiven verzierte Eier sehr beliebt. Zwar wetterten protestantische Seelsorger und Pädagogen zuweilen lautstark gegen das "Getue um die Ostereier", doch ließ sich der damals noch vergleichsweise junge Brauch dadurch nicht ernsthaft eindämmen. Allerdings scheinen es zunächst vornehmlich katholische Christen gewesen zu sein, die zu Ostern Eier färbten.

Einer der wohl ältesten Hinweise auf "christliche" Ostereier findet sich in einer Sammlung von insgesamt 40 wortgewaltigen Osterpredigten aus dem 16. Jahrhundert. Dort heißt es unter anderem, dass den Eiern das ganze Jahr hindurch nicht so viel Ehre zuteil wird wie zu Ostern, wenn man sie vergoldet, versilbert und "marmeliert" oder durch "Osterlämmlein, Häslein oder die Urständ Christi und Mariens" verziert.

Szenische Darstellungen und Blütenmotiv

Neben dem Oster-Lamm, das kirchlicher Ikonographie zu Folge das Lamm Gottes symbolisiert und damit an den Kreuzestod und die Auferstehung Christi erinnert, fanden sich auf den Eiern auch szenische Darstellungen aus der Bibel: "Maria und Johannes unter dem Kreuz", das "Wunder der Brotvermehrung", der "Gang nach Emmaus" oder Abendmahlsbildnisse.

Nicht selten wurden die Eier auch mit dem österlichen Jubelruf "Halleluja" oder mit der ersten Zeile des alten Osterliedes "Christ ist erstanden", mit Bibelzitaten oder volkstümlich-religiösen Sprüchen beschriftet. Als Zeichen der Wachsamkeit bemalte man Ostereier mit einem krähenden Hahn, ein Schmetterling stand für die Auferstehung und die Taube für den Heiligen Geist.

Weinlaub und Trauben in Verbindung mit Getreideähren und Brot sollten auf das Abendmahl verweisen. Mitunter wurden auch die bereits in vorchristlicher Zeit vielfach verwendeten alten "Sonnenräder" als Zeichen der Auferstehung oder als "Ostersonne" und damit als "Licht der Welt" interpretiert.

Demgegenüber standen Herzmotive aller Art für weltliche wie für die göttliche Liebe, Darstellungen von Rosen und Lilien fanden als klassische Mariensymbole Verwendung. Nicht fehlen durften von jeher in diesem Zusammenhang das Motiv des Lebensbaumes, die Wellenlinie als Symbol des lebendigen Wassers, das "leere Kreuz" und das Bild der drei ineinander verwobenen Hasen, das volkstümlich als Zeichen der Dreieinigkeit Gottes gedeutet wurde.

Gold-Eier "zum Lob der Auferstehung Christi"

Doch waren es nicht allein die aufwendig bemalten Eier, die sich christlicher Symbolik bedienten. Selbst die lediglich eingefärbten Exemplare galten schon vor Jahrhunderten als "Boten des Glaubens". So sollten rote Eier an das Blut Christi erinnern, das "für die Sünde der Welt" vergossen wurde. Einer anderen Überlieferung nach kann man rote oder goldfarbene Eier auch als Hinweis auf die "anbrechende ewige Königsherrschaft Christi" verstehen.

In der Ostkirche wurden Gold-Eier - zumeist in Gestalt eines großen Straußen-Eies - "zum Lob der Auferstehung Christi" vor den Ikonenwänden der Gotteshäuser aufgehängt. Derartige "Kirchen-Eier" kennt man bis heute auch in Italien oder in Spanien, wo sie in Taufkapellen, auf Marienaltären oder zu Füßen des Gekreuzigten aufbewahrt werden.

Ein Brauch aber ist verlorengegangen: Ehedem schmückte man seine Ostereier auch gern mit Weihnachtsmotiven wie Engeln, dem Kind in der Krippe oder dem eher weihnachtlich anmutenden Spruchband "Gloria in excelsis deo" - dahinter stand schlicht der Wunsch, irgendwie einen "frommen Bezug" herzustellen.

epd