Zusatzbeitrag: Kassenversicherte suchen nach Alternativen

Zusatzbeitrag: Kassenversicherte suchen nach Alternativen
Die Ankündigung mehrerer Krankenkassen, Zusatzbeiträge erheben zu wollen, scheint die Versicherten aufzurütteln. Einige günstige Kassen berichten von vermehrten Anfragen von Neukunden.

Die bevorstehenden Zusatzbeiträge für Krankenversicherte sorgen weiter für politische Diskussionen. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) und der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), forderten Versicherte erneut zum Kassenwechsel auf, wenn ihnen ihre Beiträge zu hoch erscheinen. Anfragen bei derzeit günstigen Versicherern deuten darauf hin, dass mehr und mehr Menschen nach Alternativen suchen.

Die Union will die Ausgaben im Gesundheitswesen mit einem Gesetz zu Einsparungen bei Arzneimitteln drücken. Spahn sagte der Tageszeitung "Die Welt": "Wir müssen die teuren patentgeschützten Arzneimittel in den Blick nehmen und schauen, wie man hier kurzfristig nennenswert sparen kann." Das Gesetz solle bereits im nächsten Jahr Wirkung erzielen. Bei den günstigen Nachahmerpräparaten, den sogenannten Generika, sei "die Zitrone ausgepresst".

Spahn wies Kritik an der Regierungskoalition angesichts der von zahlreichen Krankenkassen angekündigten Zusatzbeiträge von acht Euro pro Monat zurück. Versicherte sollten die Kasse wechseln, wenn ihnen das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zusage. Einige Kassen hätten noch Rücklagen und müssten keinen Zusatzbeitrag erheben, andere schütteten sogar Prämien aus. "Es gibt also genug Alternativen, um wechseln zu können", sagte der CDU-Politiker.

Rösler verteidigt einheitliche Gesundheitsprämie

Gesundheitsminister Rösler sagte dem Münchner Nachrichtenmagazin "Focus" laut Vorabbericht vom Samstag: "Die Kassen sind in der Pflicht, Zusatzbeiträge möglichst zu vermeiden." Geschehe nicht genug, könnten Versicherte wechseln. Zugleich verteidigte er seine Pläne, schrittweise eine einheitliche Gesundheitsprämie einzuführen und über Steuern einen sozialen Ausgleich zu organisieren. Allerdings werde auch die Kostenseite in den Blick genommen, darunter die Ausgaben für Arzneien, die Ärztehonorare und die Krankenhauskosten. "Hier stellen wir alles auf den Prüfstand", sagte Rösler.

Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Samstag vorab berichtete, suchen zahlreiche Versicherte derzeit nach günstigen Krankenkassen. "Bei uns ist gerade die Hölle los", zitiert das Magazin Josef Alt, Leiter der Betriebskrankenkasse BKK ALP Plus. Die Nachfrage nach Infomaterial habe sich verdreifacht, das Telefon in den Beratungsstellen klingele doppelt so oft wie zuvor, sagte Alt. Die Krankenkasse wird dem Bericht zufolge im laufenden Jahr Prämien bis zu 70 Euro an ihre Mitglieder ausschütten. Von einem ähnlichen Andrang berichten laut "Spiegel" die Techniker Krankenkasse, die IKK Südwest und die hkk.

epd