Billigflieger gehören zu den sichersten Airlines der Welt

Billigflieger gehören zu den sichersten Airlines der Welt
Die Zahl der Fluggesellschaften mit einer langen unfallfreien Tradition nimmt weltweit zu. Das geht aus der jährlichen Sicherheitsstatistik des deutschen Unfalluntersuchungsbüros JACDEC (Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre) hervor, die vom deutschen Magazin für Zivilluftfahrt "Aero International" veröffentlicht wurde. In den vergangenen 30 Jahren - seit dem 1. Januar 1979 - blieben 17 der 60 größten Fluggesellschaften der Welt von schweren Unfällen, Totalverlusten oder Unglücken mit Todesfällen verschont.
20.01.2010
Von Karl Morgenstern

In der JACDEC-Rangliste sind immerhin sieben Airlines mit der bestmöglichen Sicherheitsrate 0,000 vertreten, die schon älter als 30 Jahre alt sind. Dazu gehören neben der bereits 1922 gegründeten australischen Qantas, die in punkto Sicherheit seit Jahrzehnten als das Non plus ultra der Branche gilt, und der 1923 gegründeten Finnair auch die portugiesische TAP, die chinesische Cathay Pacific Airways (Hongkong), die bereits 1948 gegründete israelische El Al, die japanische All Nippon Airways (ANA) und die 1979 gegründete zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin. Die unschlagbare Sicherheitsrate 0,000 von Air Berlin und auch von Easyjet widerspricht deutlich der oft verbreiteten Meinung, dass Billigflieger unsicherer seien. Das Gegenteil ist längst erwiesen.

Die Deutsche Lufthansa nimmt in der Sicherheits-Rangliste Platz 19 mit der Sicherheitsrate 0,005 ein. Dass sie nicht besser platziert ist - obwohl sie zu den sichersten Airlines der Welt gehört - ist auf einen Unfall am 14. September 1993 in Warschau zurückzuführen. Dabei war ein Airbus A320 auf regennasser Landebahn unter sehr schwierigen Umständen verunglückt. Unter den beiden Todesopfern befand sich auch der A320-Chefpilot der Lufthansa, einer der erfahrensten europäischen Flugkapitäne. Seitdem hatte auch die Lufthansa keinen schweren Unfall mehr.

Große Verbesserungen in den vergangenen Dekaden

Das JACDEC-Untersuchungsbüro hat bewusst nur die letzten 30 Jahre berücksichtigt, weil es viele Fluggesellschaften in aller Welt gibt, die in den vergangenen Jahrzehnten unter Berücksichtigung strenger Sicherheitsauflagen total reorganisiert worden sind. Viele dieser Airlines, die einst Sicherheitsprobleme hatten, haben sich ganz neuen Ausbildungs- und Wartungsmaximen unterzogen. Ein Vergleich mit den 60er oder 70er Jahren wäre verzerrend. Zudem hat in den 1960er Jahren die Umstellung auf Düsenflugzeuge die Sicherheit im Luftverkehr wesentlich verbessert.

Das eng mit der internationalen Lufttransportvereinigung IATA zusammenarbeitende Flugunfall-Büro JACDEC berücksichtigt bei der Sicherheits-Rangliste auch die Erkenntnisse eines seit fünf Jahren üblichen Programms, bei dem ein gemeinsamer Standard festgelegt wird. Dabei untersuchen unabhängige Prüfer die Sicherheit des Flugbetriebes. Allerdings unterwerfen sich dem Programm nicht alle Fluggesellschaften.

Aeroflot ist der Shooting-Star des Sicherheitsrankings

Schlusslichter der Rangliste sind laut "Aero International" die Saudi Arabian Airlines (Sicherheitsrate 1,116), die vor 13 Jahren einen schweren Unfall mit 310 Toten zu verzeichnen hatte. Danach folgt die taiwanesische Fluggesellschaft China Airlines mit der Sicherheitsrate 1,361, die ihren letzten schweren Unfall 1994 hatte (262 Tote), die brasilianische GOL Transporteos Aéreos (1,488), deren letzter schwerer Unfall 2006 geschah (155 Tote), und die brasilianische TAM Linheas Aéreas (1,670), die vor zwei Jahren einen schweren Unfall mit 167 Toten registrierte.

Auffallend ist die 1992 neu gegründete russische Aeroflot. Sie gehörte Jahrzehnte lang zu den größten, aber auch unfallträchtigsten Fluggesellschaften der Welt. Mittlerweile liegt sie im Mittelfeld der Statistik und ist seit dem vergangenen Jahr vom 50. auf den 34. Platz (Rate 0,094) vorgerückt. Ihr letzter schwerer Unfall mit 84 Toten liegt mittlerweile 17 Jahre zurück. Aeroflot wurde in den vergangenen Jahren vollständig reorganisiert. Sie fliegt heute vor allem mit westlichen Boeing- und Airbus-Jets und ist mit der alten, bereits 1923 gegründeten sowjetischen Aeroflot kaum noch zu vergleichen.

dpa