Gebetswoche eröffnet: Kritik an Zustand der Ökumene

Gebetswoche eröffnet: Kritik an Zustand der Ökumene
Mit einem Gottesdienst in der Kieler Stadtkirche Sankt Nikolai ist am Sonntag die bundesweite Gebetswoche für die Einheit der Christen eröffnet worden. In seiner Predigt rief der Braunschweiger evangelische Bischof Friedrich Weber zu mehr ökumenischem Engagement auf.

Das Motto der Gebetswoche stammt aus dem Lukas-Evangelium (24,48) und lautet: "Er ist auferstanden - und ihr seid Zeugen". Weber plädierte für eine  "heilige Ungeduld" bei der ökumenischen Annäherung der Kirchen. "Auch ich bin ungeduldig, und zwar deswegen, weil wir nicht genügend gemeinsam tun", beklagte der Bischof.

Weber betonte, dass er nicht nur die evangelische und die römisch-katholische Kirche anspreche, sondern alle Kirchen und Gemeinschaften in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Der Bischof ist ACK-Vorsitzender und einer der profiliertesten evangelischen Ökumeniker in Deutschland. In seiner Predigt warnte er davor, in "konfessionalistische Verhaltensweisen" zurückzufallen "oder krampfhaft auf dem Status Quo" zu beharren. Die Kirchen müssten verstärkt hinterfragen, ob sie wirklich mit einer Stimme sprechen wollten.

Von schottischen Christen erarbeitet

Die Liturgie für die Gebetswoche 2010 wurde nach Angaben des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) von Christen aus Schottland erarbeitet. Im Mittelpunkt stehen die biblischen Berichte von der letzten Rede Jesu vor seiner Himmelfahrt. An der Gebetswoche beteiligen sich traditionell Christen aus verschiedenen Konfessionsfamilien.

In diesem Jahr erinnert der Genfer Weltkirchenrat auch an die erste Weltmissionskonferenz, die vor 100 Jahren in Edinburgh stattfand und als Beginn der modernen ökumenischen Bewegung gilt. Im Sommer 1910 hatten sich in der schottischen Hauptstadt Delegierte aus den verschiedenen Zweigen des Protestantismus und der anglikanischen Kirche getroffen.

Ökumenerat vertritt 560 Millionen Gläubige

Seit 1969 wird das liturgische und biblische Material für die Gebetswoche gemeinsam von der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des ÖRK und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen koordiniert. Die Gebetswoche wird neben dem Januartermin in der nördlichen Hemisphäre in der südlichen Hemisphäre auch zu Pfingsten gefeiert.

Der 1948 gegründete Ökumenische Rat der Kirchen mit Sitz in Genf unterstützt Christen weltweit in ihrem Einsatz für eine gerechtere und friedlichere Welt. Dem ÖRK gehören nach eigenen Angaben mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet aber mit dem Weltkirchenrat zusammen. Generalsekretär ist der Norweger Olav Fykse Tveit.

epd