Fahrerflucht im "Zebraland"

Fahrerflucht im "Zebraland"
Marlene Röder erhält den Evangelischen Buchpreis 2010 für ihr Jugendbuch "Zebraland". Eine spannende Geschichte um Schuld, Verantwortung und die befreiende Kraft von Freunschaft und Musik.
14.01.2010
Von Martin Weber

Vier Jugendliche - Ziggy, Phil, Anouk und Judith - sind mit dem Auto auf dem Heimweg von einem Festival unterwegs. In der Dunkelheit rammen sie ein Moped. Die Fahrerin - eine Mitschülerin - liegt scheinbar leblos an der Böschung. Panisch und ohne zu überlegen verlassen die vier den Unfallort, begehen Fahrerflucht, verwischen in der Folgezeit mögliche Spuren und verabreden das gemeinsame Stillschweigen. Aus dem Radio erfahren sie, dass das Mädchen auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben ist.

Wie können sie mit dieser Schuld leben? Diese Frage treibt die Autorin mit Spannung und Einfühlungsvermögen in ihre jugendlichen Protagonisten auf die Spitze. In einer Rahmenerzählung macht sie ihre Leser mit Ziggy, einem erklärten Bob Marley - Fan, bekannt. Geschickt nutzt  sie wechselnde Erzählperspektiven,  um die Persönlichkeiten der vier Jugendlichen auszuleuchten. Unfreiwillig zu einer Art "Schicksalsgemeinschaft" zusammengeschworen offenbaren sich mehr und mehr unterschiedliche Handlungsoptionen. Und plötzlich taucht per Brief ein heimlicher Mitwisser auf. Unter dem Namen "Mose" stellt er den Einzelnen Aufgaben und droht, die Tat öffentlich zu machen, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden.

Marlene Röder gelingt es hervorragend, die Themen Schuld, Verantwortung, Freundschaft und Befreiung mit biblischen Traditionen in Verbindung zu bringen. Die Geschichten des Exodus, der zehn Gebote und Babylons werden in der Erlebniswelt von Jugendlichen zur Sprache gebracht. Entstanden ist dabei ein Buch über die befreiende Kraft der Freundschaft und der Musik."

Marlene Röder, 1983 in Mainz geboren, absolvierte eine Ausbildung als Glasmalerin und studiert Lehramt für Förderschulen in Gießen.  "Zebraland" ist ihr zweiter Jugendroman. Das Manuskript ihres ersten Buches "Im Fluss" wurde 2006 mit dem Hans im Glück-Preis der Stadt Limburg ausgezeichnet.

Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 in unterschiedlichen Sparten verliehen, seit 1998 im Wechsel für Kinder- oder Jugendliteratur und Prosa für Erwachsene. Er ist ein Leserpreis, dessen Auswahl ausschließlich auf Vorschlägen von Leserinnen und Lesern beruht.

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http://ulfcronenberg.macbay.de/wordpress/2009/04/11/buchbesprechung-marlene-roeder-zebraland/