Bundeswehreinsatz um zivile Mandatierung ergänzen

Bundeswehreinsatz um zivile Mandatierung ergänzen
In der Diskussion um den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, Alternativen angemahnt.
11.01.2010
nrw.evangelisch.de / pas, neu

„So wenig ein Abzug deutscher Soldatinnen und Soldaten aus Afghanistan ‚Hals über Kopf’ zu verantworten ist, so dringend muss gemeinsam mit Repräsentanten der afghanischen Bevölkerung ein realistisches Ausstiegsszenario erarbeitet werden“, verlangte der Theologe, der auch stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender ist, vor der Landessynode 2010, dem obersten Entscheidungsgremium der zweitgrößten Landeskirche.

Am Tag des Treffens der Ratsvorsitzenden Bischöfin Margot Käßmann mit dem Bundesverteidigungsminister verlangte Schneider erneut über die militärische Mandatierung für die Bundeswehr eine „zivile Mandatierung“ für deutsche Nichtregierungsorganisationen. Beides sollte klar beschrieben und auch die damit verbundenen Kosten sollten ausgewiesen werden. „Das Missverhältnis zwischen den Summen, die für den militärischen und die für den zivilen Einsatz aufgebracht werden, sollte wenigstens deutlich werden.“

In der anschließenden Pressekonferenz kritisierte der Präses eine „juristische Rumeierei“ des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg in Bezug auf die Situation in Afghanistan sowie die „überzogenen Reaktionen, wie auf Margot Käßmann eingeprügelt“ wurde.

Man müsse sich mit der Realität auseinandersetzen. Der Auslandseinsatz der Bundeswehr bestehe eben nicht nur im Bohren von Brunnen, so der Präses. „In Afghanistan ist Krieg, und die Bundeswehr kämpft mit der Waffe gegen den Terror der Taliban“, sagte Schneider.

Er erinnerte an den Ausgangspunkt der Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖKR) ,Krieg soll nach dem Willen Gottes nicht sein`. Bei jedem Kompromiss mache man sich auch schuldig, erklärte er.

Kritik am russischen Patriarchen

Zum Verhältnis der evangelischen Kirche zur russisch-orthodoxen Kirche erinnerte Schneider an die Vertreter der rheinischen Landeskirche, die in den fünfziger Jahren nach Moskau geflogen waren, um Gespräche mit der russisch-orthodoxen Kirche anzufangen. Damals seien sie von beiden Seiten beschimpft und mit Misstrauen bedacht worden. Aber „sie haben vor 60 Jahren ein zartes Pflänzchen gepflanzt und gehegt“.

Es sei schmerzhaft, wenn dieser Dialog nicht mehr möglich sei, weil der Patriarch mit der obersten Repräsentantin der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht zusammentreffen wolle. Als Vertreter der Ratsvorsitzenden der EKD werde er „aus Solidarität mit Margot Käßmann“ auf jeden Fall nicht nach Russland fahren.