Erfolg bei UN-Klimakonferenz bleibt weiter ungewiss

Erfolg bei UN-Klimakonferenz bleibt weiter ungewiss
Ob es bei der Kopenhagener UN-Konferenz im Dezember ein neues Klimaschutzabkommen geben wird, bleibt weiter ungewiss. Kirchen und Umweltorganisationen fordern zum Handeln auf.

Vier Wochen vor Beginn der Weltklimakonferenz in Kopenhagen bleibt ein neues Klimaschutzabkommen weiter ungewiss. Zum Abschluss der letzten Vorbereitungsrunde in Barcelona gab sich der Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, am Freitag dennoch zuversichtlich. Er forderte von den Industriestaaten eindringlich ein klares Bekenntnis zur deutlichen Reduktion ihrer Treibhausgase. Auch die europäischen Kirchen mahnten die westliche Welt zu mehr Engagement beim Klimaschutz.

"Kopenhagen kann und muss zum Wendepunkt im internationalen Kampf gegen den Klimawandel werden, nichts hat mein Vertrauen darauf erschüttert", sagte de Boer. Seinen Worten zufolge wäre auch US-Präsident Barack Obama trotz ausstehender Beschlüsse des Kongresses in der Lage, in Kopenhagen verbindliche Ziele für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes zu machen. In Kopenhagen müssten Entscheidungen zu den Schlüsselelementen eines neuen Klima-Abkommens fallen, mahnte der Niederländer. Die Einzelheiten seien später auszuarbeiten.

"Wollen einen Erfolg feiern"

Mittelfristige Reduktionsziele für Treibhausgase in Industrieländern und Finanzhilfen an Entwicklungsländer sind zwei Hauptstreitpunkte, die auch in Barcelona nicht gelöst wurden. An der Verhandlungsrunde nahmen 4.500 Vertreter von 181 Ländern teil. Bisher haben bei der dänischen Regierung 40 Staats- und Regierungschefs ihr Interesse bekundet, zur Klimakonferenz anzureisen. "Sie wollen einen Erfolg feiern", sagte de Boer. Das Treffen von Kopenhagen findet vom 7. bis 18. Dezember statt.

Die reichen Wirtschaftsnationen müssten eine führende Rolle auf der Konferenz spielen, heißt es in einer am Freitag in Genf veröffentlichten Erklärung der evangelischen Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der europäischen katholischen Bischofskonferenzen (CCEE). Durch ihren massiven Ausstoß an Treibhausgasen seien die Industrieländer die Hauptverantwortlichen für die Erderwärmung. In Kopenhagen soll ein Nachfolgevertrag für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ausgehandelt werden. Inzwischen wird jedoch nicht mehr damit gerechnet, dass in allen Details Übereinstimmung gefunden werden kann.

Kirchen: Energieverbrauch senken

In einer Welt der begrenzten natürlichen Ressourcen müsse ein Lebensstil gefördert werden, der einen Missbrauch der göttlichen Schöpfung verhindere, erklärten die Kirchenvertreter weiter. Die Menschheit müsse ihre Abhängigkeit von fossilen Energiequellen drosseln und ihren Energieverbrauch senken. KEK und CCEE erinnerten daran, dass besonders die Armen unter den Folgen der Erderwärmung litten. "Diejenigen, die am wenigsten zum Problem des Klimawandels beigetragen haben, weil sie in weniger entwickelten und industrialisierten Gegenden leben, spüren als Erste die Auswirkungen."

Auch Umweltorganisationen drängen verstärkt zu einem Abkommen in Kopenhagen. "Die Chance zum Durchbruch ist da", sagte der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals. Wegen der Wirtschaftskrise seien die Emissionen in den Industrieländern gefallen. Sie könnten mit geringeren Kosten CO2-Reduktionsziele erreichen. Auch die großen Schwellenländer hätten Klimaschutzpläne vorgelegt, die in die richtige Richtung gingen. Für afrikanische und kleine Inselstaaten sei Klimaschutz eine Existenzfrage.

EU nennt Treffen in Barcelona entmutigend

Der EU-Umweltdirektor Karl Falkenberg bezeichnete das Treffen in Barcelona als entmutigend. Allerdings erzeugten die Staats- und Regierungschefs nun mehr Druck. Europäische Kirchen warnten, die Wirtschaftskrise dürfe keine Ausrede dafür sein, den Klimaschutz zu vernachlässigen. Die Ärmsten der Welt litten am meisten unter der Erderwärmung, erklärte die Konferenz Europäischer Kirchen in Genf. Es müsse ein Lebensstil gefunden werden, der Gottes Schöpfung bewahre.

Nach Einschätzung des Weltklimarats müssen die Industrienationen ihre Emissionen mittelfristig um 25 bis 40 Prozent verringern, um die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten. Die EU hat eine Minderung um 20 Prozent bis 2020 zugesichert. Sie hat zudem eine Reduktion um 30 Prozent in Aussicht gestellt, falls die anderen Industriestaaten sich zu ähnlichen Zielen verpflichten. "Wir sind die einzige Partei, die Kyoto ratifiziert und bishervoll umgesetzt hat", sagte Falkenberg. Für die Zukunft sei aber ein gemeinsamer rechtlicher Rahmen sinnvoll, in dem sich auch die USA, China, Indien und Brasilien zur CO2-Reduktion verpflichten.

epd