UN-Klimachef macht Druck auf Obama

UN-Klimachef macht Druck auf Obama
Die USA sind bei den internationalen Verhandlungen für ein neues Weltklima-Abkommen erneut als Blockierer in die Kritik geraten. Die Zeit bis zur Konferenz von Kopenhagen wird knapp.

Wenn die Vereinigten Staaten nicht mit eigenen Vorgaben für Klarheit sorgten, drohe der Weltklimagipfel im Dezember in Kopenhagen zu scheitern, sagte UN-Klimachef Yvo de Boer zum Auftakt der letzten UN-Vorkonferenz am Montag in Barcelona. Die USA müssten "Klarheit schaffen" über ihre nationalen Ziele zur Verminderung von Treibhausgasen und über ihren eigenen finanziellen Beitrag zum Klimaschutz in ärmeren Ländern.

Auch die internationalen Umweltorganisationen sowie Entwicklungs- und Schwellenländer gaben in Barcelona vor allem der US-Regierung die Schuld an den stockenden Verhandlungen. "Die USA sind das Hauptproblem", sagte Greenpeace-Koordinator Martin Kaiser. "Die Amerikaner haben noch immer keine ausreichenden Ziele zur CO2-Reduktion beschlossen, und sie haben den Entwicklungsländern keinerlei konkrete Zusage zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen gegeben."

Merkel in den USA

Die Augen der Delegierten und Klimaexperten richteten sich auch auf das bevorstehende Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Barack Obama in Washington, wo auch über Lösungen für Kopenhagen gesprochen werden soll. Merkel müsse die USA überzeugen, dass die Klimakrise nur durch verbindliche internationale Ziele und Regeln lösbar sei, sagte Kaiser.

Rund 4.000 Teilnehmer und Regierungsvertreter aus aller Welt wollen bis Freitag in Barcelona die Entwürfe für eine Vereinbarung in Kopenhagen vorbereiten. Die Aussichten für einen Durchbruch auf dieser Ebene der Klimadiplomaten gelten als gering. Nach zwei Jahren Verhandlungen gibt es noch viele strittige und offene Punkte und deutliche Differenzen vor allem zwischen Industrieländern auf der einen sowie Schwellen- und Entwicklungsländern auf der anderen Seite. In Kopenhagen soll eine Nachfolgevereinbarung für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll zur Verminderung von Treibhausgasen getroffen werden.

"Kopenhagen muss Schlusspunkt sein"

Er glaube nicht, dass sich die Staatengemeinschaft in Kopenhagen auf eine Vereinbarung verständigen werde, wenn die USA nicht zu klaren Festlegungen bereit seien, sagte de Boer. "Ich denke, dass das für die USA auch absolut möglich ist." Es könne andererseits aber auch keine Vereinbarung geben, wenn die USA nicht dabei seien. Ergebnisse dürften auch nicht vertagt werden, warnte de Boer. "Kopenhagen muss der Schlusspunkt der Verhandlungen sein." Auch eine zu vage Vereinbarung würde den weiteren Prozess nur noch komplizierter machen. "Kopenhagen muss das Tor für ein gemeinsames Wohl öffnen und für ein gemeinsames Desaster schließen."

Während die bisherigen Vorgaben der Industrieländer für eine Reduzierung der Treibhausgase noch nicht ambitioniert genug seien, kämen inzwischen seitens der Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien oder Südafrika viele nützliche Ankündigungen eigener Beiträge, sagte de Boer. Dies betreffe vor allem China, das neben den USA mittlerweile der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen ist. "China ist wahrscheinlich bei der Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasen weltweit führend."

dpa