Friedhöfe als Ruheoasen der Städte

Friedhöfe als Ruheoasen der Städte
Inmitten von Lärm, Hektik und Abgasen bilden Friedhöfe in vielen Städten und Großstädten Orte der Ruhe, der Erholung. Ihre Stille ist nicht nur ein würdiger Rahmen für die Trauer um die Toten, sondern zugleich eine besinnliche Oase für die Lebenden. Denn die weitläufigen Friedhöfe, die wie Inseln zwischen Hauptstraßen und Bahnstrecken liegen, laden mit ihrem parkähnlichen Charakter zum Innehalten ein.
29.10.2009
Von Frauke Weber

Meist sind unsere Friedhöfe schon jahrhundertealt, so dass sich an und auf ihnen Studien treiben lassen, in kultureller, historischer, botanischer oder auch ökologischer Hinsicht. Friedhöfe laden nicht nur Menschen zum Durchatmen und Innehalten ein, sie sind gleichsam nebenbei ein wichtiger Rückzugsraum für Tiere, die ansonsten in einer Stadt nicht überleben könnten. Und die Natur mit Flora und Fauna ist es auch, die den Menschen den würdigen Rahmen für ihre Trauer gibt. Denn was wären Friedhöfe ohne Bäume, Sträucher, Büsche, Rasen, Grabbepflanzungen?

Wer sich der uralten Trauerbuche am klassizistischen Alten Portal des Frankfurter Hauptfriedhofes nähert, kommt sich fast schon klein und eingeschüchtert vor. Der große Baum mit seinen überhängenden Ästen "behütet" einen der Wege, die in den ältesten Teil des Friedhofs führen, der im Juli 1828 eingeweiht wurde. In diesem Teil, abseits der Wege schon mit Efeu überwuchert, finden Besucher viele der rund 500 denkmalgeschützten Grabstätten aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Denn in früherer Zeit wiesen handwerklich gearbeitete Säulen, Kreuze und mächtige Steine auf die Toten hin, die dort begraben worden waren.

Rabauken auf vier Beinen

Wenn die Friedhofsverwaltung bei solch geschützten Gräbern keine weiteren Nachkommen der Beerdigten ausmachen kann, sucht sie Paten, um die Gräber zu erhalten. Diese wiederum müssen sich um die laufende Pflege kümmern, oftmals sogar die Restauration oder Sanierung des Grabmals übernehmen. Dafür erhalten die Paten das Grab später einmal als Grabstätte. Dafür, dass Schäden an einem Grabstein auftreten können, sorgen auf Friedhöfen Kaninchen. Wenn sie ihre Löcher buddeln, können auch Steine ins Wanken geraten. Auf dem Hauptfriedhof hat die Verwaltung derzeit aber keine Probleme mit Kaninchen. Denn auf dem mittlerweile 71 Hektar großen Gelände toben sich Füchse aus. Was wiederum zu einem Problem wird. Doch dagegen sind die Mitarbeiter machtlos, denn eine Fuchsjagd auf einem Friedhof ist unmöglich.

Wer auf einer der vielen Bänke entlang des 24 kilometerlangen Wegenetzes Platz nimmt, kann Eichhörnchen bei der Nahrungssammlung beobachten. Wie sie Eicheln und Bucheckern sammeln, mit denen sie wieselflink die mächtigen Baumstämme erklimmen und in den Zweigen in lichter Höhe entschwinden. Oder den Spechten und ihrem charakterischen Hämmern lauschen. Es gibt sogar extra Führungen über den Friedhof, die nur die ornithologischen Aspekte behandeln. In rund 6500 Bäumen finden die Vögel auf dem Hauptfriedhof Zuflucht. Zwischen 15 und 20 Gärtnern beschäftigt die Friedhofsverwaltung allein, um die Bäume zu sichern. Denn die bis zu 30 Meter hohen Buchen, Birken, Fichten, Tannen, Eichen oder auch Ahorn haben schon viele Jahrzehnte hinter sich.


Stichwort: Allerheiligen

Zu Allerheiligen erinnern Katholiken an ihre Toten. Die Angehörigen schmücken die Gräber mit Kerzen und besuchen Gottesdienste. Auch Märtyrern und Heiligen wird zu Allerheiligen gedacht. Die Gläubigen drücken damit ihre Zuversicht aus, dass die Menschen nach ihrem Tod in der Gemeinschaft mit Gott sind. In Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag. Christen begehen Allerheiligen seit dem 9. Jahrhundert am 1. November. Am Vorabend, dem 31. Oktober, wird in den USA und vielen Ländern Europas Halloween gefeiert.

Obwohl der genaue Ursprung des Festes nicht mehr festzustellen ist, lässt sich das Datum auf einen Gedächtnistag für Märtyrer zurückführen. Eng mit Allerheiligen verbunden ist das Allerseelenfest am 2. November, das Abt Odilo des Reformklosters Cluny (Burgund) im Jahre 998 einführte. (dpa)