Fernsehratsvorsitzender kritisiert Bericht über Mission

Fernsehratsvorsitzender kritisiert Bericht über Mission
Nach dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat auch der ZDF-Fernsehratsvorsitzende Ruprecht Polenz einen Bericht des ZDF-Magazins "Frontal 21" über evangelikale Missionsverbände kritisiert.

In der Abmoderation sei der Eindruck erweckt worden, christliche Märtyrer könnten mit Selbstmordattentätern gleichgesetzt werden, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Mainz. "Das war misslungen." Der Fernsehrat erwarte, dass bei künftigen Berichten der vorhandene Sachverstand der ZDF-Kirchenredaktion besser genutzt werde. Ebenfalls am Freitag veröffentlichten mehrere evangelikale Missionen in Stuttgart eine Erklärung, in der sie betonen, dass Glaubens- und Religionsfreiheit zu den Menschenrechten zählten.

Marlehn Thieme, die dem Fernsehrat als Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, begrüßte die Stellungnahme von Polenz. "Damit können wir gut leben", sagte sie dem epd. Die Kritik an dem Bericht sei bei der Diskussion im Fernsehrat einhellig geteilt worden. "Wir können 'Frontal 21' nicht in Bausch und Bogen verurteilen", ergänzte der zweite der EKD-Vertreter im Fernsehrat, Kirchenamtspräsident Hermann Barth. Bei dem in dem Magazinbeitrag kritisierten Verband "Jugend mit einer Mission" handele es sich um eine "problematische Organisation". In Berichten über evangelikale Bewegungen müsse aber sehr genau differenziert werden.

"Verzerrend und diffamierend"

Der ZDF-Beitrag war im August gesendet worden, nachdem im Jemen zwei deutsche Bibelschülerinnen ermordet wurden und eine weitere Familie verschleppt worden war. In dem Bericht hatten andere junge Bibelschülerinnen bekannt, sie seien bereit, bei ihren Missionseinsätzen notfalls für Jesus zu sterben. Der Rat der EKD hatte den teils mit verdeckter Kamera gedrehten Bericht als verzerrend und diffamierend gerügt. Die zuständigen ZDF-Gremien müssen sich auch noch mit einer formellen Programmbeschwerde über den Beitrag auseinandersetzen.

Unterdessen kritisierten die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen, die Akademie für Weltmission und die Evangelische Brüdergemeinde Korntal sowohl den "Frontal 21"-Beitrag als auch einen Bericht des ARD-Magazins "Panorama", der sich mit einem sächsischen Schulungszentrum für Missionare befasste.

Der Rektor der Akademie für Weltmission, Traugott Hopp, erklärte, Christen machten sich unglaubwürdig, wenn sie in gefährlichen Regionen keine Hilfe mehr leisteten. Der humanitäre Einsatz evangelikaler Missionare werde auch in vielen islamischen Ländern von der Bevölkerung und den Behörden geschätzt. Die Vertreter der evangelikalen Werke wiesen darauf hin, dass Mission nicht nur von ihnen betrieben werde. Derzeit fänden in weiten Teilen der evangelischen Kirche Überlegungen statt, wie man Menschen für den christlichen Glauben gewinnen könne.

Fernsehrat genehmigt ZDF-Haushaltsabschluss

Weitere Themen des ZDF-Fernsehrats, der am Donnerstag und Freitag in Mainz tagte, waren die Weiterentwicklung der Digitalkanäle des ZDF sowie der sogenannte Drei-Stufen-Test zu den Telemedienangeboten von ZDF, 3sat und Phoenix. Dabei wurden die Gutachter bestimmt, die die Auswirkungen der öffentlich-rechtlichen Internet-Angebote auf den Medienmarkt prüfen sollen. Der Zuschlag ging an ein Konsortium um das Beratungsunternehmen Goldmedia. Die Kosten des Gutachtens werden sich nach Angaben von Polenz auf knapp 500.000 Euro belaufen.

Der Fernsehrat genehmigte außerdem den bereits vom Verwaltungsrat festgestellten Jahresabschluss für das Haushaltsjahr 2008. Demnach erzielte der Sender ein operatives Gesamtergebnis von minus 72,1 Millionen Euro. Der Fehlbetrag im letzten Jahr der abgelaufenen Gebührenperiode werde der in den Vorjahren aufgebauten Rücklage entnommen, teilte der Sender mit.

epd