Personelle Konsequenz nach Buchmesse-Eklat

Personelle Konsequenz nach Buchmesse-Eklat
Einen Tag nach Ende der Frankfurter Buchmesse hat sich die Messeleitung mit sofortiger Wirkung von dem Projektmitarbeiter Peter Ripken getrennt. "Damit zieht die Buchmesse die Konsequenzen aus anhaltenden Abstimmungsschwierigkeiten im Zusammenhang mit dem diesjährigen Ehrengastland China", teilte die Messeleitung mit.

Der Literaturwissenschaftler Ripken, 67, verantwortete das China-Symposium im September, das wegen der faktischen Ausladung von zwei Regimekritikern auch die Buchmesse schwer in die Kritik brachte und zu einem Eklat führte. Als die beiden Dissidenten Bei Ling und Dai Qing dann trotzdem anreisten und bei dem Symposium auftraten, verließ die offizielle chinesische Delegation, die Mitveranstalter war, zeitweise den Saal. Buchmesse-Direktor Juergen Boos entschuldigte sich und räumte später Fehler ein.

Auf der Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober leitete Ripken das Internationale Zentrum, das gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt veranstaltet wurde. Ihm war es unter anderem gelungen, den selten öffentlich auftretenden chinesischen Literaturnobelpreisträger Gao Xingjian aus dem Pariser Exil nach Frankfurt zu holen.

Betreuung mehrerer Gastländer

Für neue Kritik an Ripken sorgte aber ein Bericht der "Frankfurter Rundschau". Sie berichtete in ihrer Montagsausgabe, die Regimekritikerin Dai sei am Sonntag beim Abschlussempfang des Internationalen Zentrums wieder in letzter Minute als Rednerin ausgeladen worden. Ripken wies diese Darstellung zurück. Er habe Dai nicht für eine Ansprache eingeladen gehabt, sagte er. Den Empfang habe zudem nicht die Buchmesse, sondern das Auswärtige Amt veranstaltet.

Ripken hatte das Internationale Zentrum auf der Buchmesse seit 2003 organisiert und viele Gastländer betreut. Die Buchmesse würdigte am Montag ausdrücklich seinen Einsatz für Literatur aus Entwicklungsländern. Ripken war von 1987 bis 2007 Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Seit rund zehn Jahren arbeitet er für das Netzwerk "Städte der Zuflucht", zu dessen Vorstandsvorsitzendem er im April gewählt wurde.

Viele Autoren und Autorinnen aus Entwicklungsländern wurden durch Ripken in Deutschland bekannt, etwa der spätere Nobelpreisträger Nagib Machfus (Ägypten) oder Assia Djebar (Algerien), die im Jahr 2000 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Der somalische Autor Nuruddin Farah, der als Nobelpreis-Anwärter gilt, fand mit seiner Hilfe zum Suhrkamp-Verlag.
 

epd