Spanier demonstrieren gegen Abtreibungen

Spanier demonstrieren gegen Abtreibungen
Zehntausende Spanier haben am Samstagnachmittag in Madrid bei einer Großkundgebung gegen Abtreibungen demonstriert. Rund 40 Organisationen aus dem Umfeld der katholischen Kirche hatten zu der Demonstration aufgerufen. Sie stand unter dem Motto "Für das Leben, für die Frau, für die Mutterschaft - Jedes Leben zählt".

Begleitet wurden die Proteste von Rockmusik aus Lautsprechern, unterbrochen von Stimmen von Frauen, die erklärten, warum sie sich gegen eine Abtreibung entschlossen hätten oder warum sie eine Abtreibung bereut hätten. Dem Aufruf waren viele Mitglieder der konservativen Volkspartei gefolgt, darunter auch der ehemalig Ministerpräsident José María Aznar.

Die Demonstranten waren in 600 Bussen aus ganz Spanien angereist. Dennoch ist die Teilnehmerzahl umstritten. Die Organisatoren sprachen von zwei Millionen, die Polizei von 250.000. Die spanische Nachrichtenagentur Efe, die eigens ein Unternehmen mit der Feststellung der Teilnehmerzahl beauftragt hatte, meldete hingegen 55.000 Demonstranten.

Rücktritt der Regierung gefordert

In Sprechchören forderten die Kundgebungsteilnehmer den Rücktritt der Regierung Zapatero und warfen ihr vor, mit einer Reform des Abtreibungsrechts Kindstötungen zu ermöglichen. In Spanien ist die Abtreibung bei Gefahr für die seelische oder körperliche Gesundheit der Mutter, Missbildung des Fötus oder Vergewaltigungen möglich. Allerdings gibt es im geltenden Gesetz keine Frist, die dieses Recht einschränkt. Gegenwärtig werden in Spanien rund 110.000 Schwangerschaften jährlich abgebrochen. Dies sind doppelt so viele Abbrüche wie vor zehn Jahren.

Die spanische Regierung hat einen Reformentwurf vorgelegt, der Abbrüche grundsätzlich bis zur 14. Woche erlaubt und die Verhütung unerwünschter Schwangerschaften verstärken soll. Die linken Fraktionen, die im Parlament die Mehrheit haben, haben bereits ihre grundsätzliche Zustimmung zur Reform signalisiert. Besonders umstritten ist die Absicht, dass Minderjährige ab 16 Jahren für eine Abtreibung nicht mehr das Einverständnis ihrer Eltern benötigen.

Diese sogenannte "Fristenlösung" soll Ärzten und Frauen mehr Rechtssicherheit bieten. Immer wieder kommt es zu Anzeigen wegen angeblich illegalen Abtreibungen, bei denen vor allem die ärztlichen Atteste über die "Gefahr für die seelische Gesundheit" der Frauen infrage gestellt wird. Erst letzte Woche hatte ein Madrider Gericht ein solches fast zweieinhalb Jahre andauerndes Verfahren gegen eine Madrider Privatklinik eingestellt.

epd