Beamtinnen verdienen im Schnitt weniger

Beamtinnen verdienen im Schnitt weniger
Beamtinnen in Deutschland verdienen laut einer Gewerkschaftsstudie deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Frauen im Staatsdienst bekommen 18,7 Prozent weniger Geld als Beamte, wie aus einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervorgeht, die der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe) vorliegt. In Spitzenämtern seien Beamtinnen kaum zu finden. In der Privatwirtschaft liegt der Lohnunterschied bei 23 Prozent.

Besonders stark ist das Einkommensgefälle laut der Studie im mittleren und höheren Dienst, wo es zwischen 23,2 und 22,6 Prozent liegt. Richterinnen verdienen 20,1 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. "Öffentliche Arbeitgeber sollten als leuchtendes Vorbild vorangehen, wenn es um die Gleichstellung von Mann und Frau geht", kritisierte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Aber das Gegenteil sei der Fall.

Die ungleiche Bezahlung liegt der Studie zufolge zum großen Teil an der hohen Teilzeitquote der Beamtinnen. Fast die Hälfte arbeite in Teilzeit. Der Frauenanteil an den Teilzeitbeschäftigten betrage 80 Prozent. Als Konsequenz fordert der DGB bessere Aufstiegschancen für Staatsbedienstete, die nicht voll arbeiten. "Führen in Teilzeit oder im Tandem ist möglich, dafür gibt es genügend Beispiele", sagte Sehrbrock.

Aber auch unter Vollzeitbeschäftigten bleibt eine Lohndifferenz bestehen. Fasst man alle vollzeitbeschäftigten Beamten zusammen, verdienen Beamtinnen immer noch 7,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Im gehobenen Dienst sind es sogar 12,2 Prozent weniger, im mittleren Dienst liegt der Unterschied bei 11,6 Prozent. Zwischen Richterinnen und Richtern beträgt er 10,5 Prozent.

Laut der Studie liegt das daran, dass Frauen in Spitzenämtern selten vertreten und frauentypische Berufe schlechter bezahlt sind. Je höher die Besoldungsgruppe, desto geringer ist der Frauenanteil. Die Spitzenämter B1 bis B11 sind dem DGB zufolge zu 87,4 Prozent mit Männern besetzt. Beamtinnen stiegen zwar in den gleichen Ämtern ein. Spätestens nach 10 oder 20 Jahren hätten die Männer ihre Kolleginnen um ein bis zwei Besoldungsgruppen überholt.

Dass Frauen kaum in Führungspositionen aufrückten, werten die Gewerkschaften als Beleg für eine "Kultur männlich dominierter Führung im öffentlichen Dienst". Als Beispiel für ungleiche Bezahlung wird der Lehrerberuf genannt. Ein Gymnasiallehrer verdiene mehr als eine Grundschullehrerin. "Sie hat wohl kaum weniger Verantwortung für eine erfolgreiche Schullaufbahn ihrer Schüler", sagte Sehrbrock.

epd