8 - Wer nicht mehr gehen kann, wird gefahren

8 - Wer nicht mehr gehen kann, wird gefahren
29 rote Kastenwagen sind heute in der Hauptstadt unterwegs, um all diejenigen zum Wahllokal zu bringen, die es zu Fuß nicht mehr alleine schaffen. Evangelisch.de war bei einer Fahrt im Wahltaxi dabei.
27.09.2009
Von Nadine Ahr und Jana Petersen

[linkbox:nid=3056,2554,3062,3073,3078,3092,3085,3084,3103,3105;title=So waehlt Deutschland ]

Von ihrer Wohnung aus sind es nur 700 Meter bis zum nächsten Wahllokal, doch für Gertrud Kölner ist selbst dieser kurze Weg zu lang. Die 81-jährige leidet an der Parkinson-Krankheit und ist außerhalb ihrer Wohnung auf den Rollstuhl angewiesen. Wie ihr geht es vielen Älteren, Kranken oder auch Schwangeren. Damit auch sie zur Wahl kommen, hat die SPD für heute einen kostenlosen Fahrservice eingerichtet. Gertrud Kölner hat aus der Wochenzeitung von diesen "Wahltaxis" erfahren. Am Nachmittag holt Matthias Finkemeier die Rentnerin im roten Kastenwagen von zu Hause ab. Der Wagen gehört dem SPD-Landesverband, 29 dieser Autos sind heute im Einsatz. Die Resonanz sei gut, sagt Finkemeier. Seit heute Morgen um acht ist er schon unterwegs. Die letzte Tour endete um 18.00 Uhr, wenn die Wahllokale geschlossen werden.

Finkemeier ist 26 Jahre alt, ein schlanker Mann in gestreiftem Pullover und Cordhose, seit sieben Jahren SPD-Mitglied. Behutsam hilft er der alten Dame ins Auto. Sie trägt einen weinroten Hosenanzug mit Turnschuhen, die Haare sind frisch frisiert. Für Gertrud Kölner ist Gang zur Wahlurne Ehrensache. "Ich wähle schon seit 55 Jahren und immer die SPD", sagt Kölner. Die Rentnerin ist seit 1954 SPD-Mitglied, drei Jahre arbeitete sie mit Kurt Schumacher zusammen. Für die Fahrt mit dem Wahltaxi muss allerdings niemand extra in die Partei eintreten, sagt Finkemeier und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Man muss noch nicht mal die SPD wählen."

Nur knapp fünf Minuten dauert die Fahrt. Im Rollstuhl schiebt Finkemeier die alte Dame zum Wahllokal. Die letzten Meter zur Kabine geht Kölner aber allein – schließlich, sagt sie, sei die Wahl ja geheim.