Elektroautos - Pferdefuß statt Pferdestärke

Elektroautos - Pferdefuß statt Pferdestärke
Vor Beginn der Internationalen Automobilausstellung (IAA) sehen Umweltverbände dem Hype um Elektrofahrzeuge mit Skepsis entgegen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wirft der Autoindustrie vor, die Öffentlichkeit zu täuschen, indem sie weiterhin eine "rosige Zukunft ungebrochener Mobilität" verkünden würde. In Wahrheit sei die Technik für Elektroautos noch lange nicht so weit. Der ökologisch notwendige Trend zu kleineren und leichteren Fahrzeugen würde erneut verschlafen. Und die große Bandbreite der präsentierten "Premiumwagen" weise weiterhin einen zu hohen CO2-Ausstoß auf.
14.09.2009
Von Andreas Reinwart

Für das kommende Jahr verkünden die Hersteller nun den Start der ersten serienmäßigen Elektroautos. Doch das Elektrofahrzeug muss heutige PKWs vollständig ersetzen können und klimafreundlich auf allen Ebenen sein. Neben Greenpeace äußert nun also auch der BUND seine Bedenken, dass ein Elektroauto in seiner Gesamtbilanz nur dann als Fortschritt für die Umwelt gelten kann, wenn auch zusätzliche Bedingungen erfüllt würden.

Wichtigste Voraussetzung wäre, dass der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien kommt. Das Elektroauto darf daher kein Atom- und Kohleauto werden, so der Standpunkt des BUND. Greenpeace sieht genau an dieser Stelle das größte Problem: Solange die großen Stromkonzerne den Strom liefern und dabei auch noch Kooperationen mit der Autoindustrie eingingen, biete man nichts als "Pseudo-Klimaschutzprogramme", um das eigene Image aufzupolieren. Gleichzeitig auf die Atomenergie mit ihren strahlenden Abfallprodukten zu setzen und klimaschädliche Kohlekraftwerke zu bauen, passe nicht zusammen.

Die errechneten, durchschnittlichen CO2-Emissionen eines Elektroautos fielen dann weit geringer aus als von den Herstellern angegeben. Sie würden nur knapp unter dem Kohlendioxid-Ausstoß eines kleinen und leichten PKWs liegen. Sowohl kurz- als auch langfristig ergebe das keinen Sinn. Damit würden die Probleme des fortschreitenden Klimawandels weiterhin verschleiert und ausgeblendet.

Denkschrift der EKD

Auch die EKD bemerkte in ihrer Denkschrift zur Nachhaltigen Entwicklung im Zeichen des Klimawandels vom 14. Juli 2009: "Ohne eine grundlegende Bewusstseinsänderung wird der anthropogene Klimaeffekt nicht zu verringern sein. Hierzu gehört als Schlüsselbereich von großer symbolischer Bedeutung die bisher unbegrenzte individuelle Mobilität. Knapp 14 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen werden durch den Transportsektor verursacht, hinzu kommen die Emissionen der Industrien des Automobilsektors.
Immer größere, schwerere und schnellere Pkw benötigen immer mehr Kraftstoff und stoßen große Mengen an Kohlendioxid aus. Kleine, leichte und auf Kraftstoffreduzierung optimierte Fahrzeuge wären die bessere Wahl."

Das Saarbrücker Institut für ZukunftsEnergieSysteme (IZES) hat im Auftrag des World Wildlife Fund (WWF) eine Studie erstellt, die die "Auswirkungen von Elektroautos auf den Kraftwerkspark und die CO2-Emissionen in Deutschland" betrachtet. Das Ergebnis ist ernüchternd. Die Konzepte können nicht überzeugen und die Ökobilanz ist durchwachsen.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel gilt hingegen als großer Befürworter der Elektromobilität, verlangt aber gleichzeitig ein Ende der Atomkraftwerke und damit sauberen Autostrom. Ausdrücklich begrüßte Sigmar Gabriel den vor wenigen Tagen vorgestellten Plan von VW und Ökostrom-Anbieter Lichtblick, in den nächsten zehn Jahren 100.000 hocheffiziente Blockheizkraftwerke zu bauen.