Jaron Lanier erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Jaron Lanier erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Der US-amerikanische Internet-Pionier Jaron Lanier (54) erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2014.

Der Informatiker, Musiker und Schriftsteller sei ein Pionier der digitalen Welt und zugleich einer ihrer wichtigsten Kritiker, sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, am Donnerstag zur Eröffnung der Buchtage Berlin. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 12. Oktober in der Paulskirche verliehen.

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"Eindringlich weist Lanier auf die Gefahren hin, die unserer offenen Gesellschaft drohen, wenn ihr die Macht der Gestaltung entzogen wird und wenn Menschen, trotz eines Gewinns an Vielfalt und Freiheit, auf digitale Kategorien reduziert werden", sagte Riethmüller. Sein jüngstes Buch "Wem gehört die Zukunft?" (2013) sei ein Appell, wachsam gegenüber Unfreiheit, Missbrauch und Überwachung zu sein und der digitalen Welt Strukturen vorzugeben, die die Rechte des Individuums beachten und die demokratische Teilhabe aller fördern. Häufig zitiert wurde Laniers Satz: "Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne. Du bist ihr Produkt."

Microsoft-Forscher und Harfenspieler

Der in New York City geborene Lanier war Schulabbrecher, besuchte Vorlesungen in Mathematik und bildete sich zum Informatikexperten aus. Er gilt als der Vater des Begriffs der "virtuellen Realität", initiierte internet-basierte Computernetzwerke und konstruierte virtuelle Kameras, 3D-Grafiken für Kinofilme und den ersten Avatar, einen künstlichen Stellvertreter für eine reale Person in der virtuellen Welt. Neben der Forschung gründete er das Unternehmen VPL Research. Lanier lebt im kalifornischen Berkeley, lehrt an mehreren US-amerikanischen Universitäten und arbeitet als Forscher für Microsoft Research.

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Lanier tritt auch als Pianist und Musiker mit asiatischen Wind- und Harfeninstrumenten auf und komponiert. Gemälde und Zeichnungen von ihm wurden in Ausstellungen präsentiert. Auf Deutsch ist auch sein Buch "Gadget. Warum die Zukunft uns noch braucht" (2010) erschienen.

Träger des seit 1950 in Frankfurt verliehenen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels waren zuletzt die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch (2013), der chinesische Schriftsteller und Dissident Liao Yiwu (2012), der algerische Schriftsteller Boualem Sansal (2011) und der israelische Schriftsteller David Grossman (2010).