Milliarden Menschen haben keinen ausreichenden sozialen Schutz

Milliarden Menschen haben keinen ausreichenden sozialen Schutz
Die große Mehrheit der Weltbevölkerung hat keine ausreichende soziale Absicherung.

Etwa 73 Prozent aller Menschen verfügen nur über einen teilweisen oder überhaupt keinen sozialen Schutz, wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Montag in Genf mitteilte. Die meisten der knapp 5,3 Milliarden Betroffenen leben gemäß dem "Weltbericht zur sozialen Sicherung" in Entwicklungsländern. Weltweit gibt es derzeit 7,2 Milliarden Menschen.

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Der fehlende Zugang zu sozialer Sicherung etwa im Falle von Krankheit bremst laut ILO die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Folgen seien unter anderem anhaltende Armut, zunehmende Ungleichheit und langsames Wachstum.

Laut der Erhebung haben weltweit nur 28 Prozent der Arbeitnehmer im Falle eines Jobverlustes Anspruch auf Unterstützung. Während in Europa vier von fünf Beschäftigten mit Arbeitslosengeld rechnen können, ist in Afrika nur knapp jeder Zehnte im Falle von Arbeistlosigkeit abgesichert. Nach Arbeitsunfällen können nur knapp 40 Prozent der Arbeitnehmer mit Leistungen rechnen.

Bei Krankheit sind laut der Studie nur 39 Prozent der Menschen abgesichert. In armen Ländern haben neun von zehn Bewohnern überhaupt keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung. Die ILO geht zudem davon aus, dass weltweit mehr als zehn Millionen Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger im Gesundheitswesen fehlen.

Darüber hinaus lebt fast die Hälfte aller älteren Menschen (48 Prozent) ohne jegliche Einkommenssicherheit - sie beziehen keine Rente. Nur 42 Prozent der Menschen, die heute im Erwerbsalter sind, können noch mit einer gesetzlichen Rente rechnen. In mindestens 14 Ländern Europas, darunter Deutschland, werden laut ILO zukünftige Rentner niedrigere Ruhegelder erhalten als die aktuellen Bezieher.

Die ILO beklagt zudem eine mangelnde Absicherung von Müttern und Kindern. "Nur 28 Prozent der Frauen weltweit sind de facto durch Geldleistungen bei Mutterschaft abgesichert", hält die Arbeitsorganisation fest. Gesetzliche Programme für Kindergeld und Familienleistungen existieren laut ILO in 108 Ländern, aber sie gelten "häufig nur für kleine Gruppen der Bevölkerung". In 75 Staaten bestehen überhaupt keine Familien- oder Kinderprogramme.

Die 1919 gegründete Internationale Arbeitsorganisation setzt sich im Auftrag der Vereinten Nationen für soziale Gerechtigkeit und Arbeitnehmerrechte ein.