Tibet-Kampagne: Europa muss den Druck auf China erhöhen

Tibet-Kampagne: Europa muss den Druck auf China erhöhen
Die International Campaign for Tibet (ICT) hat anlässlich der Europareise des Dalai Lama die Gastländer aufgefordert, China in Menschenrechtsfragen stärker Paroli zu bieten.
13.05.2014
epd
Michaela Hütig

"Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht Vorrang haben vor völkerrechtlichen Standards und den europäischen Werten", sagte ICT-Geschäftsführer Kai Müller dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Sonst müssen wir uns zu Recht fragen lassen: 'Welchen Stellenwert haben unsere gemeinsamen Überzeugungen überhaupt?'" Die Glaubwürdigkeit Europas stehe auf dem Spiel, wenn Regierungen unter dem Druck Chinas dem religiösen Oberhaupt eine offizielle Begrüßung verweigerten.

Viertägiger Besuch des Dalai Lama in Deutschland

Der Dalai Lama hat im Rahmen seiner Europareise bereits Lettland, Norwegen und die Niederlande besucht. Von Dienstag bis Freitag wird er in Frankfurt am Main erwartet. Der 78-Jährige wird bei mehreren Veranstaltungen über religiöse und ethische Fragen sprechen. Auch ein Treffen mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) ist geplant. Der Dalai Lama hat die Bundesrepublik seit 1973 rund 40 Mal besucht.

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Müller bezeichnete die Entscheidung Norwegens, den Dalai Lama nicht offiziell zu empfangen, als bedauerlich und besorgniserregend. "Hier kommen eindeutig Konzessionen an die chinesische Regierung zum Ausdruck", sagte der Experte. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg Chinas sei auch dessen politischer Einfluss deutlich gestiegen. Anstatt den Zorn der chinesischen Regierung zu fürchten, solle Europa aber "seine demokratischen, pluralistischen und menschenrechtlichen Werte gegenüber Peking selbstbewusst und beharrlich vertreten", sagte Müller.

Auch drei Jahre nach seinem Rückzug aus dem politischen Tagesgeschäft sei der Dalai Lama für viele Tibeter noch die zentrale Symbol- und Integrationsfigur, sagte Müller. Seine Auslandsreisen seien ein wichtiger Anlass, um an die weiterhin bedrückende Situation in Tibet zu erinnern. Vor allem in den Bereichen Religion, Bildung und Kultur litten die Tibeter immer stärker unter der chinesischen Herrschaft.