Kurienkardinal Koch: Dialog mit Pfingstkirchen vertiefen

Foto: epd-bild/Gion Pfander
Kurienkardinal Koch: Dialog mit Pfingstkirchen vertiefen
Papst Franziskus öffnet nach Ansicht des Präsidenten des päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch, neue Perspektiven für die Ökumene. Unter anderem gebe er den pfingstkirchlichen Gemeinschaften einen neuen Stellenwert, sagte der Kurienkardinal dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Rom: "Diesen Dialog müssen wir vertiefen."
17.03.2014
epd
Bettina Gabbe

Die jüngste Videobotschaft des Papstes an eine Versammlung von Vertretern der Pfingstkirchen ohne vorherige Rücksprache mit dem Einheitsrat zeigte aus Kochs Sicht, dass nicht er, sondern der Papst der Ökumene-Minister des Vatikans sei: "Wenn er hier ganz neue Perspektiven eröffnet, kann ich nur froh sein." Der 64-Jährige Koch wurde als einer der wenigen Kurienchefs von Papst Franziskus bereits endgültig im Amt bestätigt.

Schätzungen zufolge gehören rund 600 Millionen Menschen den wertkonservativ und streng bibeltreu ausgerichteten pfingstkirchlichen und charismatischen Gemeinschaften an, vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien. Das ist rund ein Viertel von rund 2,2 Milliarden Christen weltweit. Die mehr als 100 Jahre alte Pfingstbewegung hat protestantische Wurzeln.

Das Reformationsgedenken im Jahr 2017 kann laut Koch die Ökumene vorantreiben "wenn wir uns darauf zurückbesinnen, was Luther eigentlich wollte: Er wollte keine neue Kirche sondern die Erneuerung der ganzen Kirche." Wenn Luthers Grundgedanken in den Hintergrund geraten, könne es hingegen zu einer "Zementierung des Status quo" kommen.

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Aus Kochs Sicht ist angesichts von aktuellen Schwierigkeiten der Ökumene auf der theologischen Ebene die Pflege freundschaftlicher Beziehungen besonders wichtig. Die Theologie dürfe darüber nicht vernachlässigt werden. "Der Papst ist nicht untheologisch, seine Theologie ist ein bisschen anders geprägt", sagte der Schweizer Kardinal. Franziskus könne "vieles sagen und es wird für gut befunden, was Papst Benedikt nicht sagen konnte, ohne Kritik einzuheimsen".

Der Präsident des Einheitsrats wies in diesem Zusammenhang auf die umstrittene Freiburger Rede des emeritierten Papstes über Entweltlichung hin: "Papst Franziskus sagt es noch zehnmal schärfer, und die heftigsten Kritiker von Benedikt finden das nun gut."

Anhaltende Differenzen beim Dialog zwischen der katholischen und den protestantischen Kirchen stellen die Einheit als Ziel der Ökumene laut Koch nicht infrage. Unterschiedliche Auffassungen "über die Frage der Familie und alternative Eheformen, über wiederverheiratete Geschiedene, über die Situation der Frau in der Kirche" gebe es auch unter Katholiken. Aufgabe der Ökumene sei es, mit Fragen wie diesen umzugehen.

Der Kardinal bezeichnete mangelnde Klarheit unter Protestanten über den Kirchenbegriff als Hindernis für die Einheitsbemühungen. Die Evangelischen wünschten sich immer, als Kirche anerkannt zu werden. Offen sei etwa die Frage, ob nur die Landeskirchen oder auch die Freikirchen und die evangelikalen Gemeinschaften aus protestantischer Sicht Kirchen seien. 

Das im Jahr 2000 veröffentlichte Vatikan-Dokument "Dominus Iesus" ist zum Sinnbild für die Probleme im evangelisch-katholischen Dialog geworden. Darin grenzte sich Rom in klaren Worten von den evangelischen Kirchen ab. Bei diesen handele es sich nicht um "Kirche im eigentlichen Sinne", lautet der Kernsatz. Hochrangige protestantische Vertreter fühlten sich brüskiert.