Anne Will: Frauen wollen sich politische Talkshows oft nicht antun

Anne Will: Frauen wollen sich politische Talkshows oft nicht antun
Die Journalistin und Moderatorin Anne Will wünscht sich mehr weibliche Gäste in politischen Talkshows.

Wenn Frauen für Diskussionen angefragt würden, sagten sie oft ab, sagte Will am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) in Leipzig. Zur Begründung heiße es dann häufig, "tut mir leid, das will ich mir ungern antun".

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Sie finde es bedauernswert, aber zugleich auch hochsympathisch, wenn Frauen erklärten, sie hätten "auch sonst genug zu tun" und wollten sich nicht mit unzähligen Kommentaren im Nachgang der Sendung beschäftigen, betonte Will. Dennoch sei es äußerst wichtig, dass jungen Frauen weibliche Vorbilder zur Verfügung stehen.

Die Politikjournalistin warb dafür, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, damit ihre Präsenz auch in Talkshows "als normal empfunden" werde. Je mehr Frauen eine verantwortungsvolle Stellung innehätten, desto "mehr sagen kleine Mädchen: Ich will auch Ministerin werden", erklärte Will, die auch die Initiative "Pro Quote" unterstützt. Dass "bei der Riege an tip-top ausgebildeten Frauen" so viele "irgendwo hängen" blieben, müsse sich ändern, kritisierte die Journalistin.

Zu der Diskussion "Wandel oder Stillstand - Rollenbilder in den Medien" war neben Will und weiteren Gästen auch die TV-Kritikerin und Journalistin Klaudia Wick eingeladen. Anhand aktueller Fernsehbeiträge zeigte sie auf, wie unterschiedlich beispielsweise in Krimis die Opfer gezeigt werden - je nach Alter und Geschlecht. "Je jünger die weibliche Leiche, desto weniger hat sie an", erklärte Wick. "Männer sterben in Filmen anders - heroischer und angezogener", betonte die frühere Chefredakteurin der Berliner "tageszeitung".

Neben der Debatte über die Rolle der Geschlechter in den Medien werde in den kommenden Jahren auch die Generationenfrage zum Thema werden, sagte Wick weiter: "Alt und weiblich ist die denkbar schlechteste Kombination, um positive Aufmerksamkeit zu bekommen." Es gebe im echten Leben eine "viel größere Bandbreite von Frauen in der Lebensmitte", als die Sendungen des "Wohlfühlfernsehens" oft suggerierten. Dort gebe es häufig eine "Inszenierung, die nichts mit der Realität zu tun hat", sagte Wick.