Presserat: Viele Beschwerden gegen Berichte zur Papstwahl

Presserat: Viele Beschwerden gegen Berichte zur Papstwahl
Verunglimpfungen bei der Papstwahl und bei ethischen Themen haben im vergangenen Jahr viele Leser verärgert. Dabei sorgten Artikel im Internet für mehr Unmut als bisher. Der Deutsche Presserat will nun die Richtlinien für Online-Publikationen überarbeiten.
19.02.2014
epd
Tanja Tricarico

Mit Titeln wie "Alter Sack die xte" und "Junta-Kumpel löst Hitlerjunge ab" hat die Berliner "tageszeitung" (taz) 2013 bei vielen Lesern Wut ausgelöst. Die Folge: 49 Sammelbeschwerden gingen zu den Papstberichten beim Deutschen Presserat ein, wie das Gremium am Mittwoch in Berlin mitteilte. Hinzu kam eine Rüge, weil einer der Beiträge nach Ansicht des Selbstkontrollorgans der deutschen Presse grob gegen das Sorgfaltsgebot verstieß.

Satire zur "Pille danach"

Auch die Berichterstattung über "Die Tricks der Optiker" im "Stern" (23 Beschwerden) und eine satirische Postkarte der "Titanic" zur Diskussion in der katholischen Kirche zur "Pille danach" (17 Beschwerden) verärgerten die Leser. Insgesamt erhielt der Presserat im vergangenen Jahr 1.347 Leserzuschriften. 2012 waren es 1.500 Anfragen. Die Zahl der Sammelbeschwerden lag 2013 bei 129, im Jahr zuvor waren es weit über 400. Der Presserat spricht von einer Sammelbeschwerde, wenn sich mehr als fünf Leser zu einer Berichterstattung an das Gremium wenden.

###mehr-artikel###2013 haben den Presserat erstmals mehr Beschwerden gegen Online-Berichte als gegen Print-Stücke erreicht. Demnach betrafen 59 Prozent der Zuschriften Online-Medien, 36 Prozent gedruckte Berichte. "Bei der grundsätzlichen Bewertung machen wir keinen Unterschied, ob ein journalistischer Beitrag print oder online veröffentlicht wird", sagte die Sprecherin des Presserates, Ursula Ernst. Allerdings sei auffällig, dass sich Nutzer zunehmend zu verunglimpfenden Leserkommentaren oder zu Fehlern in Online-Archiven meldeten.

Der Pressekodex werde daher mit Blick auf Veröffentlichungen im Internet überarbeitet, kündigte Ernst an. Eine entsprechende Arbeitsgruppe will bis Ende des Jahres Ergebnisse vorlegen. "Uns geht es nicht darum, jemandem die Meinung zu verbieten, sondern Äußerungen könnten auch strafrechtliche Relevanz haben", bekräftigte Ernst. Der Presserat wolle Empfehlungen entwickeln, damit Redaktionen auch für diese Fragen einen Leitfaden bekommen. Als Beispiele nannte Ernst die Moderation von Online-Foren.

Gegen verpflichtende Klarnamen

Das Gremium sprach sich jedoch gegen eine Klarnamen-Pflicht aus. "Hier kommen Leute zu Wort, die online-spezifisch kommunizieren", sagte der Geschäftsführer des Presserates, Lutz Tillmanns. Jemand, der mit einem "Nickname" - also einem Spitznamen - arbeite, sei trotzdem identifizierbar.

Der Presserat beschäftigt sich aktuell auch mit dem Fall des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy (SPD). Die Lokalzeitung "Die Harke" hatte zuerst über die Durchsuchungen in Edathys Wohnung berichtet und Fotos dazu veröffentlicht. Drei Beschwerden gebe es bereits, hieß es seitens des Gremiums. Der Fall werde in den kommenden Wochen in den Ausschüssen beraten.

"So schlimm erwischte es Schumi"

Ein weiterer Fall, der derzeit für Furore sorgt, ist ein Titelbild des Satiremagazins "Titanic". Die Blattmacher hatten den Ex-Rennfahrer Niki Lauda mit der Überschrift "So schlimm erwischte es Schumi" abgebildet. Der Presserat will im März entscheiden, ob es sich hierbei um Satirefreiheit oder um Ehrverletzung handelt.

2013 wurden 465 Beschwerden in den Ausschüssen des Presserates behandelt. Nach Prüfung sprach das Gremium 28 öffentliche Rügen, drei nichtöffentliche Rügen, 51 Missbilligungen und 77 Hinweise aus. 32 weitere Beschwerden erwiesen sich als begründet, auf eine Maßnahme wurde in diesen Fällen jedoch verzichtet. 239 Beschwerden wurden von den Ausschüssen als unbegründet bewertet.