Özoguz: Politiker sollten nicht Anwalt von Muslimen sein

Özoguz: Politiker sollten nicht Anwalt von Muslimen sein
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Aydan Özoguz hat gefordert, im Dialog über den Islam häufiger die Position von Muslimen anzuhören.

Bei der Gründung eines Arbeitskreises muslimischer Sozialdemokraten sagte Özoguz am Freitagabend in Berlin, Politiker müssten aufhören, Anwalt von Muslimen zu sein. Muslime müssten selbst für sich sprechen. Gleichzeitig forderte sie die Muslime in Deutschland auf, die Selbstverständlichkeit ihres Glaubens in der Gesellschaft sichtbarer zu machen, um Vorurteilen entgegenzuwirken.

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Özoguz sagte, sie erhoffe sich wichtige Impulse des Arbeitskreises für die eigene Partei. Dabei verwies sie auf die von Thilo Sarrazin (SPD) angestoßenen Debatten über eine mutmaßliche Überfremdung Deutschlands. "Sarrazin ist ein wichtiger und schmerzhafter Punkt gewesen unserer Entwicklung in der SPD", sagte die aus Hamburg stammende Özoguz, die selbst Muslimin ist und in der schwarz-roten Bundesregierung das Amt der Integrationsbeauftragen übernommen hat.

Der Islamwissenschaftler und Jurist Mathias Rohe unterstrich die Bedeutung von Religion im politischen Diskurs. Eine Partei sei der richtige Ort, um Positionen der Muslime beispielsweise auch zu ethischen Themen in die Öffentlichkeit und in die eigene Mitgliedschaft zu transportieren.

"Lebendiger Teil der Gesellschaft"

Der Autor Eren Güvercin kritisierte Rahmenbedingungen, die verhinderten, dass Muslime als lebendiger Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden könnten. Moscheen seien in einigen anderen Ländern soziale und kulturelle Zentren, beispielweise mit angeschlossenen Armenspeisungen. In Deutschland würden die muslimischen Gotteshäuser oftmals in Randgebiete verbannt. "Kommunen sollten Platz zur Verfügung stellen für Moscheeanlagen, die allen Bürgern dienen und mehr sind als Gebetshäuser", sagte Güvercin.

Der Arbeitskreis Muslimischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten hat sich am Freitag offiziell gegründet und fünf Sprecherinnen und Sprecher gewählt. Tuba Isik, eine der Sprecherinnen, sagte, noch sei keine Themenagenda beschlossen worden. Der Arbeitskreis wolle aber Positionen finden zu allen Themen, die auch Muslime betreffen und damit auch zu Themen wie Umweltschutz, "Pille danach" und Ehegattensplitting.