Evangelische Kirche lässt Arbeit an Sexualethik-Papier ruhen

Evangelische Kirche lässt Arbeit an Sexualethik-Papier ruhen
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wird an einem evangelischen Beitrag zum Thema Sexualethik zunächst nicht weiterarbeiten. Die ad-hoc-Kommission zur Sexualethik sei gebeten worden, ihre Arbeit zunächst nicht fortzuführen, sagte Vizepräsident Friedrich Hauschildt vom EKD-Kirchenamt dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Rat der EKD sehe keine Möglichkeit, die Ergebnisse der Kommissionsarbeit in der laufenden Amtsperiode abschließend zu behandeln. Der nächste EKD-Rat, der im Herbst 2015 gewählt wird, könne entscheiden, wie mit dem Thema Sexualethik und den Vorarbeiten umzugehen sei.

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In der Januarsitzung hat die EKD-Spitze Hauschildt zufolge eine Zwischenbilanz der Debatten über das im Juni vergangenen Jahres vorgelegte Familienpapier gezogen. Dabei sei der Rat übereingekommen, dass zunächst die Ergebnisse der Kammer für Theologie zum evangelischen Eheverständnis abzuwarten seien, sagte der Theologe, der in der EKD-Zentrale die Hauptabteilung "Öffentliche Verantwortung" leitet.

Nach dem Streit über die Orientierungshilfe hatte der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider angekündigt, dass die evangelische Kirche ihr Verständnis der Ehe klarer herausstellen wolle. Die klassische Ehe solle "Leitbild bleiben, wir wollen aber auch keine Diskriminierung anderer Formen", sagte Schneider vor der Synode im November. Die Kammer für Theologie wurde beauftragt, einen Text zum evangelischen Eheverständnis zu erarbeiten.

Vorsitzender Dabrock rechnet nicht mit Einvernehmen

Der Vorsitzende der ad-hoc-Kommission, der evangelische Sozialethiker Peter Dabrock, bedauerte die Entscheidung des Rates, die Arbeit am Thema Sexualethik auszusetzen. Damit kämen jahrelange Vorarbeiten, die zu einem mehr als 150 Seiten umfassenden Entwurf geführt hätten, nicht zum Abschluss, sagte der Theologieprofessor dem epd. Dabei sei es gelungen, eine verantwortungsvolle Position zu einer "evangeliums- wie zeitgemäßen Sexualethik" zu entwickeln.

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Vor dem Hintergrund der kontroversen Debatte um das Familienpapier müsse allerdings zur Kenntnis genommen werden, dass in den nächsten beiden Jahren nicht mit einer vom Rat der EKD einvernehmlich getragenen Stellungnahme zur Sexualethik zu rechnen sei, ergänzte Dabrock, der stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates ist.

Die Initiative für eine neue Positionsbestimmung zu sexualethischen Fragen geht auf den vorherigen Rat zurück. Nach einer Konsultation wurde empfohlen, einen neuen Text zum Thema "Sexualität als Gottesgeschenk und Gestaltungsaufgabe" auszuarbeiten. Die ad-hoc-Kommission war im Juni 2010 berufen worden und hat seither 14 Mal getagt. Zuletzt hatte die evangelische Kirche 1971 eine Denkschrift zu Fragen der Sexualethik veröffentlicht.