Keine Mehrkosten für familienfreundlichere Bundeswehr geplant

Keine Mehrkosten für familienfreundlichere Bundeswehr geplant
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will die Bundeswehr familienfreundlicher machen. Ihre Vorschläge stoßen auf ein vorwiegend positives Echo. Doch wie die Reform finanziert werden soll, bleibt fraglich.

Bei der Bundeswehr müssen Pläne zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach Regierungsangaben nicht zwangsläufig Mehrausgaben zur Folge haben. Im Koalitionsvertrag sei eine Fülle an Aufträgen an das Verteidigungsressort gerichtet, die die Attraktivität der Bundeswehr steigern solle, erklärte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am Montag in Berlin: "Das sind alles keine Punkte, die zusätzlich Geld kosten."

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Es gehe etwa darum zu prüfen, welche Versetzungen tatsächlich notwendig sind oder ob Lehrgänge in den Schulferien stattfinden müssen, sagte der Sprecher. Zudem dürfe die Elternzeit kein Hindernis für die Karriere sein. Je attraktiver die Bundeswehr werde, desto leichter falle auch die Nachwuchsgewinnung, betonte er.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte am Wochenende angekündigt, die Bundeswehr zu einem familienfreundlichen Unternehmen umbauen zu wollen. Dieser Weg sei der richtige, sagte auch Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Von der Leyen habe die Unterstützung der Bundesregierung.

Soldaten ziehen häufig um, da muss die Familie flexibel sein

Die beiden großen Kirchen begrüßten die Pläne. Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann sagte dem epd: "Es ist wunderbar, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Soldaten in Gang gebracht wird." Die Bundeswehr konkurriere mit anderen Arbeitgebern um die klügsten Köpfe. Daher müsse die Bundeswehr attraktive Arbeitsbedingungen schaffen.

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck hält bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für unbedingt notwendig. Als Problem benannte der Bischof von Essen gegenüber dem epd die häufigen berufsbedingten Umzüge von Soldaten. Für Familien mit Kindern sei dies schwierig. Zudem sei diese Flexibilität für berufstätige Ehepartner fast unmöglich.

Auch der Bundeswehrverband begrüßte den Vorstoß der Ministerin. Verbandsvorsitzender André Wüstner sagte dem MDR, von der Leyen setze aktuell den richtigen Schwerpunkt. "Es war höchste Zeit, dass der Mensch in den Fokus gerät." In der Vergangenheit sei es eher um Strukturen gegangen.

Überstunden sind an der Tagesordnung

Zustimmung kam auch von den Grünen. "Die Familienfreundlichkeit der Bundeswehr ist ein ganz zentrales Thema und wurde viel zu lange belächelt", sagte die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, Agnieszka Brugger, dem "Tagesspiegel" (Montagsausgabe). Allerdings sei die Reform eine teure Angelegenheit.

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD im Bundestag, Rainer Arnold, forderte ein Umdenken in der Bundeswehr. Arnold zufolge wird häufig achtlos mit den Arbeitszeiten von Soldaten umgegangen. "In einer Organisation, wo alle Überstunden machen, stimmt doch unter dem Strich etwas nicht", sagte Arnold am Montag im Deutschlandradiokultur. Viele Soldaten seien mit ihrem Beruf nicht zufrieden.

Die Verteidigungsexpertin der Linken, Christine Buchholz, hält dagegen "den Umbau einer Armee im Einsatz mit dem Wunsch nach mehr Familienfreundlichkeit für nicht vereinbar". Von der Leyen erwecke den Eindruck, als könnten sich die Soldaten nach vier Monaten im Auslandseinsatz 20 Monate im Dienst in der Kaserne davon erholen. Dies entspreche nicht der Realität.