Gewalt und Boykott überschatten Parlamentswahl in Bangladesch

Gewalt und Boykott überschatten Parlamentswahl in Bangladesch
Umstrittene Wahlen in Bangladesch: Die Regierungspartei Awami Liga steuert bei der Parlamentswahl am Sonntag einem klaren Sieg entgegen, weil die Opposition den Urnengang boykottiert.

Premierministerin Sheikh Hasina schloss aber eine Absage oder Verschiebung der Abstimmung kategorisch aus. In der Bevölkerung findet sie damit offenbar wenig Zuspruch. Die Tageszeitung "Dhaka Tribune" veröffentlichte am Freitag eine Umfrage, wonach 77 Prozent der Befragten eine Wahl ohne Beteiligung der oppositionellen Nationalistischen Partei (BNP) für nicht akzeptabel halten. Nur 44 Prozent der Befragten wollen demnach ihre Stimme abgeben.

Die regierende Awami-Liga beschuldigt die Opposition unter Führung von Ex-Ministerpräsidentin Khaleda Zia, das Land durch den Wahl-Boykott und Streiks ins Chaos zu stürzen. Die oppositionelle BNP und ihre rund 20 verbündeten Parteien weigerten sich indes, sich an der Wahl zu beteiligen, weil Premierministerin Hasina nicht wie früher zurücktrat und Platz für eine Übergangsregierung machte, die die Wahl vorbereiten sollte.

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Der erbitterte Kampf zwischen den beiden großen Parteien löste in dem südasiatischen Land eine Welle der Gewalt aus. Seit Ende Oktober 2013 sind um die 140 Menschen bei politischen Unruhen ums Leben gekommen. Zündstoff bot auch das von der Regierung eingesetzte Sondertribunal zu Kriegsverbrechen während des Unabhängigkeitskrieges 1971 von Pakistan: Das Gericht verurteilte mehrere Anführer einer Islamisten-Partei zum Tode, die mit der Nationalistischen Partei verbündet ist. Deshalb ist das Tribunal in den Augen vieler ein Mittel der Regierungspartei, um die Opposition vor der Wahl zu schwächen.

Soziale Spannungen erschüttern Bangladesch

Auch soziale Spannungen erschüttern Bangladesch mit seinen 155 Millionen Einwohnern. Das Land ist einer der größten Textilexporteure der Welt. Der rasante Aufstieg der Industrie wird zunehmend von Streiks und Unruhen begleitet. In Textilfabriken arbeiten vier Millionen Menschen, davon 80 Prozent Frauen und Mädchen, oft unter prekären Bedingungen. Im April 2013 starben beim Einsturz eines Fabrikhochhauses mehr als 1.100 vorwiegend weibliche Beschäftigte.

Armut, Korruption, Umweltprobleme und mangelnde Sicherheit gelten als Nährboden für die religiösen Kräfte in Bangladesch. Muslime stellen um die 90 Prozent der Bevölkerung. Neun Prozent sind Hindus, während Buddhisten und Christen sehr kleine Minderheiten bilden.