Meditation hilft nach Traumatisierungen

Meditation hilft nach Traumatisierungen
Meditation kann nach ersten Erprobungen von Frankfurter Psychologen die Belastung durch traumatische Erlebnisse verringern. Das Erleiden von körperlicher oder sexueller Gewalt führe zu tiefen psychischen Wunden, sagte die Psychotherapeutin und Psychologin an der Universität Frankfurt am Main, Meike Müller-Engelmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Patienten falle es jedoch oft schwer, sich auf Therapien einzulassen. Denn diese beruhten auf einem genauen Erinnern des Traumas und dessen Bearbeitung. Ein Achtsamkeitstraining könne dagegen auch diesen Betroffenen helfen, ihre psychischen Beschwerden zu mindern.
28.12.2013
epd
Jens Bayer-Gimm

Nach einem Trauma leiden Menschen nach Aussage von Müller-Engelmann unter wiederkehrenden schmerzhaften Erinnerungen, Alpträumen, körperlicher Anspannung, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, und sie meiden Situationen oder Orte, die die Erinnerung wieder hervorrufen. Dabei führe gerade das Bemühen, schmerzhafte Erinnerungen zu vermeiden und zu unterdrücken, zu deren Verstärkung. Die Beschwerden werden somit aufrechterhalten. Ein achtsamer Umgang mit dem eigenen Erleben soll es Betroffenen möglich machen, schmerzhafte Erinnerungen und Gefühle zuzulassen und dadurch ruhiger zu werden.

Achtsamkeitstraining: Körper im gegenwärtigen Moment spüren

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Psychotherapeuten der Universität Frankfurt erproben derzeit gemeinsam mit dem Trauma- und Opferzentrum Frankfurt die Wirksamkeit des Achtsamkeitstrainings nach der Methode "Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR)". Dabei geht es darum, mit meditativen Übungen die Aufmerksamkeit auf das Erleben des aktuellen Augenblicks zu richten und den Körper im gegenwärtigen Moment zu spüren. Die Methode werde bereits erfolgreich in der Schmerzmedizin, gegen Angststörungen und Depressionen eingesetzt, erläuterte Müller-Engelmann.

Erster wissenschaftlich begleiteter Kurs verläuft positiv

Der erste wissenschaftlich begleitete Kurs mit Traumapatienten verlaufe sehr positiv, sagte die federführende Psychologin. Die acht Teilnehmer berichteten, sie seien entspannter und gelassener geworden und ihre Stimmung sei besser geworden. Sie übten in dem achtwöchigen Achtsamkeitstraining, die Aufmerksamkeit auf eine Sache zu konzentrieren und zur Ruhe zu kommen. Die Teilnehmer würden lernen, belastende Gefühle zuzulassen und nicht mehr dagegen anzukämpfen, so dass diese an Bedeutung verlieren. Der Kurs endet Anfang Januar, für den zweiten werden aktuell noch Interessenten gesucht.

Sollte sich nachweisen lassen, dass das Achtsamkeitstraining posttraumatische Belastungsstörungen verringert, könnte weitaus mehr Betroffenen als derzeit geholfen werden, sagte Müller-Engelmann. Traumapatienten hätten derzeit große Schwierigkeiten, eine Therapie zu bekommen. Die Wartezeit bei der Trauma-Ambulanz der Universität Frankfurt könne ein Jahr dauern. Nur wenige Therapeuten seien spezialisiert auf Traumapatienten, außerdem beschränke die Kassenärztliche Vereinigung die Zahl der Zulassungen. Mit der MBSR-Methode könnte durch die Behandlung in der Gruppe mehr Personen geholfen werden als bisher in Einzeltherapien.