Orkan Xaver sorgt für heftige Sturmnacht in Deutschland

Foto: dpa/Christian Charisius
Orkan Xaver sorgt für heftige Sturmnacht in Deutschland
Orkantief Xaver hat den Norden mit aller Wucht getroffen. In Hamburg erreicht eine schwere Sturmflut am Morgen ihren Höhepunkt. Bisher jedoch hat das Unwetter eher nur kleinere Schäden angerichtet.

Der Orkan Xaver hat vielen Teilen Deutschlands eine heftige Sturmnacht gebracht. Trotz hoher Windgeschwindigkeiten richtete der Sturm aber selbst in den am härtesten betroffenen Regionen im Norden bislang nur kleinere Schäden an. In Hamburg erreichte eine der schwersten Sturmfluten der vergangenen Jahrzehnte am frühen Freitagmorgen ihren Scheitelpunkt. "Die Wasserstände fallen bereits wieder", sagte Thomas Butter von der Hamburger Innenbehörde.

Die sehr schwere Sturmflut der Elbe erreichte einen Wasserstand von fast vier Metern über dem Mittleren Hochwasser (6,09 Meter über Normal Null). Die Innenbehörde der Millionenstadt hatte die ganze Nacht über vor der Flut gewarnt. Die Hochwasserschutzanlagen sind für diese Wasserstände nach Angaben der Behörden jedoch hoch genug.

Das Unwetter hatte seit Donnerstag in Nordeuropa das Leben von Millionen Menschen behindert. Mindestens drei Menschen in Großbritannien und Skandinavien starben. In Deutschland gab es zunächst trotz extremer Böen von teilweise bis zu 155 Stundenkilometern zwar keine Toten, wohl aber Verletzte. So sprach die Polizei in Niedersachsen von "kleineren Schäden" und einem "glimpflichen Ausgang". Reisende mit der Bahn und an Flughäfen mussten sich weiter auf Behinderungen einstellen.

Auswirkungen der Naturgewalten

Die Auswirkungen der Naturgewalten blieben an der Nordsee bis zum Freitagmorgen trotz aller Befürchtungen verglichen mit dem Oktober-Orkan "Christian" deutlich geringer. Die Einsatzkräfte wurden vielerorts an den Küsten und im Binnenland weniger häufig angefordert, um umgeknickte Bäume zu räumen und um Bauzäune sowie Dächer zu sichern.

In Hamburg rückte die Feuerwehr bis zum Freitagabend rund 300 Mal aus. Dagegen war sie beim Oktober-Orkan schon an einem Tag allein knapp 2000 Mal im Einsatz gewesen.

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In der Nähe von Hannover wurde ein Mann schwer verletzt, als ein Auto durch eine Windböe in den Gegenverkehr gedrückt wurde. Auf einer Straße bei Barsinghausen in Niedersachsen wurde ein Kleinbus mit behinderten Schülern von einer starken Böe erfasst und in einen entgegenkommenden Wagen gedrückt. Dabei wurde ein 68-Jähriger schwer verletzt, sechs weitere Menschen leicht.

Auf der Insel Borkum wurde ein Mensch von einer herabstürzenden Dachpfanne leicht verletzt. Größere Schäden gab es lediglich in Cuxhaven, wo das rund 150 Quadratmeter große Dach eines Hochhauses komplett abgedeckt wurde.

In Elmshorn bei Hamburg prallte am Donnerstag eine Regionalbahn an einem Übergang gegen einen umgestürzten Baum. Der Zugführer wurde leicht verletzt. Ein Zug der Hamburger Hochbahn fuhr gegen einen umgestürzten Baum und entgleiste. In Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern deckte Xaver das Dach eines Supermarktes ab.

"Die Deiche sind mächtig und stabil"

Die Küsten hielten den Wassermassen bislang stand: "Die Deiche sind mächtig und stabil", hatte Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) gesagt. Noch am späten Abend hatte eine zweite Welle des Orkantiefs mit extremen Böen die Nordseeinsel Sylt erreicht.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wurden in List auf Sylt in der Nacht um 1.00 Uhr Windgeschwindigkeiten von 148 Kilometern pro Stunde erreicht. Am Leuchtturm Kiel wurden 144 Stundenkilometer gemessen. Auf dem Brocken im Harz erreichte Xaver gar eine Spitzengeschwindigkeit von 155 Stundenkilometern.

Die Inseln und Halligen vor Schleswig-Holsteins Küste waren auch in der Nacht vom Festland aus nicht mehr zu erreichen, die Fähren hatten den Betrieb eingestellt. Die nordfriesischen Halligen wie Langeneß und Hooge hatten "Land unter". Die Fähren auf die ostfriesischen Inseln stellten ebenfalls ihren Betrieb ein.

Geduldsprobe für Reisende

Reisende hatte Xaver bereits am Donnerstag auf eine Geduldsprobe gestellt. Auf den Flughäfen in Hamburg, Hannover und Bremen wurden etliche Flüge gestrichen. Auch der Bahnverkehr kam in Teilen Deutschlands zum Erliegen. Der Fernverkehr in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein wurde zeitweise eingestellt. Wie die Deutsche Bahn am Freitag in Berlin mitteilte, waren sämtliche Strecken in Nordrhein-Westfalen am Morgen aber wieder befahrbar.

Anders sah es hingegen noch in Schleswig-Holstein aus. Im nördlichsten Bundesland könnten viele Züge weiterhin nicht fahren, hieß es. Vielerorts lägen Bäume auf den Gleisen oder hingen in den Oberleitungen. So sollte der Verkehr nach Dänemark laut Bahn noch bis voraussichtlich mittags gesperrt bleiben. Auch in Niedersachsen seien sowohl Regional- als auch Fernverkehr in Teilen gesperrt.

Generell gelte für alle Verbindungen im Norden, dass sich die Fahrgäste auf teils deutliche Verspätungen einstellen müssten. So sei die Strecke von Berlin nach Hamburg nur auf einem Gleis befahrbar. In vielen Schulen Norddeutschlands fiel der Unterricht am Freitag aus.

Zunächst hatte Xaver in Großbritannien katastrophale Zustände angerichtet. Menschen starben. Vor Südschweden gingen bei stürmischer See zwei Männer über Bord und werden vermisst. Sie waren auf einem niederländischen Frachtschiff vor Ystad unterwegs, als das Unglück passierte.