Viele Taifun-Gebiete sind immer noch von Hilfe abgeschnitten - Verwirrung um Zahl der Opfer nach Haiyan

Viele Taifun-Gebiete sind immer noch von Hilfe abgeschnitten - Verwirrung um Zahl der Opfer nach Haiyan
Ein Flugzeug nach dem anderen bringt Hilfsgüter auf die Philippinen. Doch Gebäck, Reis, Decken und Zelte in die zerstörten Dörfer zu den Bedürftigen zu schaffen, gestaltet sich weiter schwierig.

Nach dem Taifun Haiyan treffen auf den Philippinen umfangreiche Hilfslieferungen aus aller Welt ein. Die Bedürftigen in den Katastrophengebieten auf den Inseln Leyte und Cebu zu erreichen, blieb jedoch auch am Mittwoch schwierig. Schlechtes Wetter und unpassierbare Straßen erschwerten die Verteilung von Decken, Zelten, Wasser und Lebensmitteln. Zunehmend wurde von Plünderungen berichtet.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherte dem philippinischen Präsidenten Benigno Aquino telefonisch die Unterstützung der Bundesrepublik. "Die Philippinen können in dieser schweren Zeit auf die Hilfe Deutschlands zählen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der scheidende Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), stellte auch langfristige Hilfe beim Wiederaufbau von Straßen, sanitären Anlagen oder der Stromversorgung in Aussicht. Deutschland sagte bisher 1,5 Millionen Euro Nothilfe zu.

In der großteils zerstörten Stadt Tacloban auf Leyte versuchen laut dem britischen Sender BBC inzwischen Soldaten für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Die Versorgungslage hat sich dort weiter verschlechtert. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mehr als elf Millionen Menschen von dem Jahrhundert-Taifun betroffen sind. Rund 670.000 verloren ihre Häuser oder mussten sie verlassen.

Tote bei Plünderungen

Bei der Erstürmung eines Reislagers in einem kleinen Ort auf der Insel Leyte kamen mindestens acht Menschen ums Leben, wie regionale Medien unter Berufung auf die Behörden berichteten. In dem Gebäude war bei dem Andrang eine Wand eingestürzt.

Unter den Plünderern sind indes nicht nur verzweifelte Überlebende, sondern auch bewaffnete Banden. Laut der Onlineausgabe der Tageszeitung "Philippine Star" beschwerten sich Geschäftsleute aus Tacloban über Bewaffnete, die gezielt Läden und Firmen nach Verwertbarem durchforsteten. Unbestätigten Berichten zufolge sollen sich zudem Sicherheitskräfte und Bewaffnete nahe Tacloban eine Schießerei geliefert haben.

Möglicherweise weniger Opfer

Unterdessen gibt es Verwirrung über die Zahl der Opfer. Präsident Aquino und die Katastrophenschutzbehörde korrigierten die Zahl der Toten nach unten, auf etwa 2.300 bis 2.500. Zuvor war von 10.000 die Rede gewesen. Das philippinische Rote Kreuz geht aber weiter von höheren Opferzahlen aus. Viele Taifun-Gebiete seien für die Rettungskräfte weiter unzugänglich und von der Kommunikation abgeschnitten, sagte Generalsekretärin Gwendolyn Pang. Zudem würden etwa 22.000 Menschen vermisst.

Am Mittwoch brachen weitere 17 Nothelfer des Technischen Hilfswerks (THW) zu den Philippinen auf. Sie sollen zwei Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen in der Krisenregion in Betrieb nehmen und zerstörte Leitungen reparieren.

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Bei der Nothilfe muss nach Einschätzung von Entwicklungshelfern bereits die Vorsorge für die Zukunft mitbedacht werden. So müssten sich die Menschen auch im Alltag auf den Klimawandel einstellen, sagte die Philippinen-Expertin der Diakonie Katastrophenhilfe, Caroline Hüglin. So müssten neue Reissorten eingeführt werden, die auch bei mehr Regen den gleichen Ertrag bringen.

In Genf bekundete der Weltkirchenrat seine Solidarität mit den Opfern. "Wir beten für die Sicherheit all jener, die an den Aufräumarbeiten beteiligt sind und für jene, die Angehörige verloren haben", betonte der mehr als 500 Millionen Christen repräsentierende Ökumenische Rat der Kirchen. Die steigende Intensität der Stürme in der Region deute darauf hin, dass der Klimawandel Realität sei.