Hilfswerk: Kein Funken Hoffnung mehr auf Frieden in Syrien

Hilfswerk: Kein Funken Hoffnung mehr auf Frieden in Syrien
Die Hilfsorganisation medico international hat den Aufschub der Syrien-Friedenskonferenz in Genf bedauert.
06.11.2013
Elvira Treffinger

"Die Verschiebung bedeutet, dass der alltägliche Krieg in Syrien weitergeht", sagte der Syrien-Koordinator der Frankfurter Organisation, Martin Glasenapp (49), dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch mit der Konferenz sei nicht mit einem raschen Waffenstillstand gerechnet worden. "Aber jetzt gibt es nicht einmal mehr den Funken einer Hoffnung, dass das Töten aufhört."

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Die humanitäre Lage der Menschen in Syrien sowie der Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien hat sich nach Angaben Glasenapps im vergangenen halben Jahr stark verschlechtert. "Jeden Tag flüchten etwa 4.000 Menschen aus Syrien," sagte er. Von den mehr als zwei Millionen Flüchtlingen in den Nachbarländern sei jeder zweite unter 18, und der Winter werde kalt. In Syrien selbst erlebe man ein Erstarken islamistischer Rebellen, die in den Gebieten unter ihrer Kontrolle eine neue Form der Unterdrückung ausübten. "Es ist düster", betonte der Syrien-Koordinator.

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Im Raum Damaskus, wo im August der Giftgas eingesetzt wurde, herrscht laut Glasenapp inzwischen "nackter Hunger". Nicht nur Rebellen hätten dort Sperren errichtet. "Das Militär hat dort Gebiete mit Blockaden belegt, um Aufständische auszuhungern." Das treffe auch die Bevölkerung mit voller Wucht. Medico unterstützt in der Region Gesundheitsprojekte.

"Der Ausbruch von Polio zeugt auch vom völligen Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung", sagte Glasenapp. Dabei habe Syrien einen hohen medizinischen Standard gehabt, Kinderlähmung sei seit 15 Jahren nicht mehr aufgetreten. Glasenapp, der im Mai in Syrien war, berichtete, dass vom Krankenhaus in Ras al-Ain nahe der türkischen Grenze nur noch das Gebäude stehe. Sämtliche Geräte und Einrichtungen seien geplündert worden.