Uiguren befürchten Verhaftungswelle in China

Foto: epd-bild / Ruth Fend/Ruth Fend
Uiguren befürchten Verhaftungswelle in China
Unter der muslimischen Minderheit der Uiguren in China wächst die Angst vor neuen Repressalien. Die Exilorganisation "Weltkongress der Uiguren" mit Sitz in München warnte am Mittwoch vor einer Verhaftungswelle, nachdem am Montag fünf Menschen durch einen mysteriösen Autoraser am Tiananmen-Platz in Peking getötet wurden.

"Unsere Erfahrung zeigt, dass nach solchen Vorfällen viele unschuldige Uiguren festgenommen werden", sagte der Vorstandsvorsitzende des Weltkongresses, Dolkun Isa, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es ist nicht ganz klar, ob es sich um einen Selbstmordanschlag handelte. Peking verhängte eine Nachrichtensperre.

Isa beklagte, schon jetzt hätten die Kontrollen von Uiguren und Durchsuchungen zugenommen, etwa in Hotels. In Peking und Shanghai müssten uigurische Geschäftsleute und Studenten befürchten, in ihre Heimat Xinjiang im äußersten Westen Chinas zurückgeschickt zu werden. "Alle demokratischen Regierungen müssen das Vorgehen Pekings aufmerksam verfolgen", erklärte Isa. Er forderte eine unabhängige Untersuchung des tödlichen Vorfalls am Tiananmen-Platz. Die ausländische Presse müsse Zugang zu allen Informationen bekommen.

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Der Vorstandsvorsitzende bekräftigte, dass der Weltkongress ausschließlich mit friedlichen Mitteln für die Rechte der Uiguren streite. Er selbst floh 1997 aus China, wo er des Terrorismus beschuldigt wurde. Seinen Worten zufolge ist es äußerst schwer, Informationen aus der Provinz Xinjiang zu bekommen, die die Uiguren Ostturkestan nennen. "Die Polizeipräsenz in der Hauptstadt Ürümqi ist ohnehin extrem hoch, alle fünf Minuten trifft man auf Sicherheitskräfte", sagte Isa. Überall gebe es Überwachungskameras. Allein auf den 170 Straßenkilometern bis zur Oasenstadt Turpan seien sieben Kontrollpunkte errichtet worden.

Unter den rund neun Millionen Uiguren in China gibt es Forderungen nach mehr Autonomie bis hin zur Unabhängigkeit. Das Turkvolk klagt über Diskriminierung und eine massive Zuwanderung von ethnischen Chinesen in ihre Region. 2009 kam es in Xinjiang zu blutigen Unruhen mit Hunderten Toten. Die Uiguren sehen sich seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 unter Generalverdacht. Es gab einige Bombenanschläge, auf die Peking mit großer Härte reagierte. Auch Washington setzte eine militante Uiguren-Gruppe, die "Ostturkestanische Muslimische Bewegung" (ETIM), auf die Terror-Liste. 22 Uiguren wurden im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba festgehalten.