Gewaltsame Proteste gegen Erdöl-Auktion in Rio

Gewaltsame Proteste gegen Erdöl-Auktion in Rio
In Brasilien ist es bei Protesten gegen die Versteigerung von Ölförderlizenzen zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Hunderte Demonstranten versuchten am Montag, den Zugangs zum Auktionsort in Rio de Janeiro zu blockieren. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Gummigeschosse ein.

Seit Donnerstag streiken Erdölarbeiter gegen die Versteigerung des Tiefsee-Öls vor der brasilianischen Küste. Auf 15 Bohrinseln wurde der Betrieb beeinträchtigt. Im ganzen Land beteiligen sich Gewerkschafter und soziale Bewegungen an den Protesten. Die Regierung entsandte auch das Militär, um die Versteigerung sicherzustellen.

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Meistbietend verkauft werden die Förderrechte für das Erdölfeld "Libra", das knapp 200 Kilometer vor der Küste des Bundesstaates Rio de Janeiro liegt. Rund zehn Milliarden Barrel Öl (je 159 Liter) werden dort vermutet. Das entspricht mehr als der Hälfte der brasilianischen Erdöl-Reserven. Es handelt sich dabei um sogenannte Pré-Sal-Ölvorkommen, die tief unter der Salzschicht im Meeresboden liegen. Die Förderung im "Pré-Sal" gilt als technisch sehr aufwendig und ist mit großen ökologischen Risiken verbunden.

Kritiker wollen Öleinnahmen für Bildung und Gesundheit ausgeben

Es ist die erste Versteigerung von Förderrechten in Brasilien seit mehreren Jahren. Eine neue gesetzliche Regelung sieht vor, dass der staatliche Ölkonzern Petrobras mindestens 30 Prozent an dem zukünftigen Konsortium halten wird. Um die restlichen 70 Prozent des Ölfeldes "Libra" bewarben sich elf Konzerne, unter anderem Shell, Total und chinesische Staatsunternehmen.

Kritiker lehnen die Auktion als Privatisierung der nationalen Ölvorkommen ab. Sie fordern, dass alle Einnahmen aus der Ölproduktion im Land, in erster Linie für Bildung und Gesundheit, investiert werden sollen. Die Regierung hingegen verweist auf die Notwendigkeit technischer und finanzieller Zusammenarbeit, um die aufwendige Tiefsee-Förderung realisieren zu können.

Brasilien könnte rund 350 Milliarden Dollar einnehmen

Unternehmen kritisieren, die neue Regelung erlaube dem Staat zu große Einflussnahme im Fördergeschäft. Dies werde Investoren abschrecken. US-Unternehmen beteiligen sich aufgrund dieser Vorbehalte nicht an der Versteigerung.

Durch die Versteigerung erhofft sich Brasilien Investitionen in Höhe von 180 Milliarden US-Dollar in den kommenden 35 Jahren. Im gleichen Zeitraum, so schätzt die Regierung, werde das Land 350 Milliarden Dollar durch die Ausbeutung des Schwarzen Goldes einnehmen. Die Ausbeutung des Ölfelds "Libra" soll in zehn Jahren bei über einer Million Barrel täglich liegen. Derzeit liegt die Gesamtproduktion Brasiliens bei gut zwei Millionen Barrel täglich.