Chefredakteurin fordert Migranten-Quote für die taz

Chefredakteurin fordert Migranten-Quote für die taz
Die Chefredakteurin der Berliner "tageszeitung" (taz), Ines Pohl, will in ihrer Redaktion künftig deutlich mehr Mitarbeiter mit Migrationshintergrund beschäftigen. Derzeit liege der Anteil "bei vielleicht drei Prozent", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagsausgabe).

"In den nächsten drei Jahren sollten wir alles dransetzen, die 20 Prozent zu erreichen." Die taz brauche eine Quote für Menschen mit Migrationshintergrund.

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Pohl räumte journalistische Fehler ihres Blattes ein. Der Abdruck eines Interviews ohne Antworten mit Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sei falsch gewesen, sagte sie. Als Statement gegen den Autorisierungswahn von Interviews in der Politik sei der Abdruck "völlig danebengegangen." Hier hätten alle Kontrollmechanismen versagt.

Die taz-Chefin übernahm dafür zwar die Verantwortung, betonte jedoch die besondere Rolle eines Chefredakteurs bei der taz. In der Redaktion herrsche eine Flache Hierarchie, es arbeiteten dort "sehr viele, sehr ausgeprägte Individuen". Freiräume für die Redakteure seien wichtig für die Zeitung. "Ethische Standards müssen aber eingehalten werden", unterstrich sie. Die taz hatte sich im September mit Rösler über die Autorisierung für ein Interview gestritten und anschließend nur die Fragen abgedruckt. Der damalige FDP-Chef wollte das Gespräch nicht freigeben, weil es sich seiner Meinung nach zu einseitig auf Rassismus und sein asiatisches Äußeres bezog.

In Zukunft nur noch dreimal die Woche eine gedruckte "taz"?

Auch ihr eigenes Verhalten sah die Chefredakteurin kritisch. Sie hatte sich öffentlich für einen Artikel über Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) entschuldigt, der dessen Privatsphäre thematisiert hatte. In dieser Form werde sie ihre Redakteure künftig nicht mehr bloßstellen, betonte Pohl. Sie verwies auch darauf, dass an die taz besonders strenge ethische Maßstäbe angelegt würden. "Die Fallhöhe ist höher, wenn man sich so hoch auf einen Baum setzt, wie wir das gerne tun, und Kokosnüsse herunterschmeißt", sagte sie.

Pohl hält es für möglich, dass die taz irgendwann "nur noch dreimal pro Woche in gedruckter Form erscheint". Derzeit gebe es aber keine konkreten Pläne. "Die täglich gedruckte Zeitung ist immer noch die Haupteinnahmequelle, 60 bis 70 Prozent der Einnahmen der taz kommen aus der täglichen verkauften Ausgabe."