TV-Tipp des Tages: "Rindvieh à la Carte" (SWR)

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TV-Tipp des Tages: "Rindvieh à la Carte" (SWR)
TV-Tipp des Tages: "Rindvieh à la Carte", 7. Oktober, 20.15 Uhr im SWR Fernsehen
Der arrogante Drei-Sterne-Koch Felix Hauser drängt mit seinem Sportwagen Landwirtin Frieda samt Fahrrad von der Straße, hält es aber nicht mal für nötig, anzuhalten. Für die Medien ist die Verurteilung des prominenten Fernsehkochs ein gefundenes Fressen, zumal die Bäuerin, alleinerziehende Mutter, ihren Hof ganz allein bewirtschaftet.

Wenn zwei sich streiten, bricht irgendwann die Liebe aus. Kurz vorm Happy End kommt allerdings eine unangenehme Wahrheit ans Licht, und schon scheint die Romanze wieder vorbei; aber zum Glück ist die Liebe stärker. Nach diesem Muster funktionieren zahllose romantische Komödien, und auch "Rindvieh à la Carte" macht da keine Ausnahme. Vorhersehbar ist jedoch nur das Muster; die Details sind originell, die Darsteller sehenswert und die Pfalz ein schöner Schauplatz.

"Selbstlose" Unterstützung

Wie so viele Geschichten dieser Art beginnt die Handlung mit einem Unfall: Der arrogante Drei-Sterne-Koch Felix Hauser (Bernhard Schir) drängt mit seinem Sportwagen Landwirtin Frieda samt Fahrrad von der Straße, hält es aber nicht mal für nötig, anzuhalten. Für die Medien ist die Verurteilung des prominenten Fernsehkochs ein gefundenes Fressen, zumal die Bäuerin, alleinerziehende Mutter, ihren Hof ganz allein bewirtschaftet. Prompt verliert Felix nicht nur seinen TV-Job, sondern auch die Zusage eines japanischen Investors, der ihm eigentlich helfen soll, seinen Traum von einer weltweiten Restaurantkette zu realisieren. Sein Anwalt und Manager Dennis (Roman Knižka) hat die rettende Idee: Die beim Unfall leicht verletzte Frieda braucht dringend Hilfe bei der Heuernte. Also soll Felix in die Bresche springen und seine selbstlose Unterstützung fleißig für die Presse dokumentieren.

Selbst Kinder wissen, wie "Rindvieh à la Carte" (Buch: Christiane Dienger, Katrin Ammon) weitergeht: Im Verlauf der gemeinsamen Schufterei steigt Felix allmählich von seinem hohen Ross, während Friedas Überzeugung, sie komme prima ohne Mann aus, nach und nach bröckelt; bis sie rausfindet, dass der Koch die ganze Show bloß inszeniert hat. Wichtig ist jedoch nicht das Ziel, sondern der Weg; und den geht man nur mit, wenn Geschichte und Figuren dem märchenhaften Rahmen zum Trotz plausibel und glaubwürdig sind. Muriel Baumeister und Bernhard Schir haben schon einige Male miteinander gearbeitet und passen gerade als Gegenspieler gut zusammen (am besten als verfeindetes Ehepaar in "Bis dass der Tod uns scheidet", 2008).

Für "Rindvieh à la Carte" ist entscheidend, wie die beiden ihren Wandel verkörpern. Gerade Schir, gern auch als eiskalter Verbrecher besetzt, ist mit seinem rasiermesserscharfen Charme eine ausgezeichnete Wahl für den Schnösel, zumal Felix nach der Rückkehr in seinen Alltag prompt ins alte Verhalten zurückfällt. Muriel Baumeister spielt zwar im Wesentlichen Muriel Baumeister, aber das passt hier prima. Auch Roman Knižka fällt nur ein wenig aus dem gewohnten Rahmen, aber das genügt schon: Er verkörpert den umtriebigen und zur Hyperaktivität neigenden Juristen mit höchst unvorteilhafter Frisur und einer verzweifelten Mischung aus Kriechertum und Durchtriebenheit. Ähnlich treffend sind die Darsteller der Nebenfiguren, darunter Clelia Sarto als Friedas Freundin, Stephan Grossmann als unglücklich verliebter Banker und Sabine Vitua als TV-Redakteurin. Einen berührenden Kurzauftritt hat zudem Edgar M. Böhlke als Felix’ dementer Lehrmeister.

Sehenswert ist auch die Bildgestaltung (Regie: Marcus Ulbricht, Kamera: Erik Krambeck), die die Pfalz in ein betörendes Licht taucht. Gerade die Abendaufnahmen vermitteln mit ihrer Sonnenuntergangswärme ein derartiges Wohlbefinden, dass der Film mitunter wie eine Reklame für die Arbeit in der Landwirtschaft aussieht. Auch die schlichte Farbdramaturgie verfehlt ihre Wirkung nicht: Auf dem Bauernhof schwelgt die Kamera geradezu in der sommerlichen Buntheit, während die Bilder aus dem Alltag des Kochs betont unbunt und unterkühlt sind.  Die frankophone, immer wieder mit Chansons durchsetzte Musik (Fabian Römer) hat gleichfalls großen Anteil daran, dass dieser Film ausgesprochen gute Laune macht.