Evangelische Prominenz steht zur Wahl

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Lila ist die Farbe der EKD. Sie findet sich auf den zweiten Blick auch im Bundestag wieder.
Evangelische Prominenz steht zur Wahl
Engagement in der Politik und in der evangelischen Kirche schließen einander nicht aus. Auch für den neuen Bundestag kandidieren Menschen, die in Gremien der EKD oder beim Deutschen Evangelischen Kirchentag aktiv sind. Umgekehrt zieht es selbst Pfarrerinnen und Pfarrer in die Berliner Politik.

Katrin Göring-Eckardt
Die prominenteste Politikerin mit Funktionen in der Kirche ist zweifellos Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt MdB, Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen. Sie ist Präses der Synode und Mitglied im Rat der EKD, lässt aber beide Ämter für die Zeit des Bundestagswahlkampfes ruhen. Außerdem ist Göring-Eckardt Vorstandsmitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) und war 2011 Kirchentagspräsidentin in Dresden. Sie stammt aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKMD) und vertritt im Bundestag den Gotha und Ilm-Wahlkreis in Thüringen. In welche Richtung es Katrin Göring-Eckardt nach dem 22. September zieht – ganz in die Politik oder weiterhin auch in kirchliche Spitzenämter – hängt wohl vom Wahlausgang ab.

Cornelia Füllkrug-Weitzel
Spannend wir die weitere Laufbahn von Cornelia Füllkrug-Weitzel (parteilos). Die Pfarrerin lässt ihre Tätigkeit als Direktorin von Brot für die Welt/Diakonie Katastrophenhilfe ebenfalls für die Zeit des Bundestagswahlkampfes ruhen, weil sie als Expertin für die Themen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe ins Kompetenzteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück berufen worden ist. Im Falle eines Wahlsieges von Rot-Grün hat Cornelia Füllkrug-Weitzel damit große Chancen, Entwicklungsministerin zu werden.

Pascal Kober MdB (FDP) hat denselben Beruf wie Cornelia Füllkrug-Weitzel: Er ist Pfarrer. Doch statt Theologie will der Baden-Württemberger lieber weiterhin Politik betreiben und steht als Direktkandidat im Wahlkreis Reutlingen wieder zur Wahl. Seine Partei hat ihn in Baden-Württemberg auf Listenplatz 7 gewählt – sollte die FDP den Einzug in den Bundestag schaffen, könnte es damit auch für Kober reichen. Der Pfarrer sitzt im Bundestagsausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie im Ausschuss für Arbeit und Soziales – dort ist er FDP-Obmann für Hartz IV-Angelegenheiten. 

Kerstin Griese
Mit sozialen und religiösen Themen befasst sich auch Kerstin Griese MdB (SPD), die im Wahlkreis Mettmann II (Niederberg und Ratingen, NRW) als Direktkandidatin wiedergewählt werden will; in der Landesliste der NRW-SPD steht sie auf Platz 8. Zur Kirche hat Kerstin Griese einen direkten Draht, denn sie ist Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Mitglied der Kammer für soziale Ordnung der EKD. Außerdem sitzt Griese im Stiftungsrat des christlichen Hilfswerkes Kindernothilfe. Im Bundestag ist sie die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion.

###mehr-links### Solche Religions-Beauftragten haben auch die anderen Fraktionen im Bundestag: Maria Flachsbarth in der CDU, Josef Winkler bei Bündnis 90/Die Grünen, Stefan Ruppert in der FDP und Raju Sharma in der Linkspartei. Diese Posten können natürlich nach der Wahl im neuen Bundestag neu verteilt werden – je nachdem, wer wiedergewählt und von seiner Fraktion angefragt wird.

Hermann Gröhe
Wenig ändern wird sich vermutlich für Herrmann Gröhe MdB, Generalsekretär der CDU Deutschland und Kandidat in Neuss, Dormagen, Grevenbroich und Rommerskirchen. Da Gröhe auf Listenplatz 4 der NRW-CDU steht, wird er ganz sicher auch im nächsten Bundestag vertreten sein. Er ist Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. 

Schließlich gibt es noch zwei Bundestagsabgeordnete, die eher im Hintergrund kirchlich aktiv sind: Bundesverteidigungsminster Thomas de Maizière MdB (CDU) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier MdB sind Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT). Als Direktkandidat im Wahlkreis Meißen (Sachsen), abgesichert auf Platz 1 der Landesliste, wird de Maizière ganz sicher auch im zukünftigen Bundestag vertreten sein. Dasselbe gilt für Steinmeier als Direktkandidat in Brandenburg an der Havel mit Listenplatz 1 der SPD in Brandenburg.