Debatte um Reform des Organspendesystems - Künast für Verstaatlichung

Debatte um Reform des Organspendesystems - Künast für Verstaatlichung
In der Debatte um eine Reform des Organspendesystems in Deutschland fordern Experten und Politiker mehr staatliche Kontrolle. "Wir müssen die Überwachung in staatliche Hände legen", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Brysch: "Die Öffentlichkeit braucht wieder Vertrauen in ein hochsensibles System, das Menschenleben retten soll." Hintergrund ist der Prozessbeginn zum Göttinger Transplantations-Skandal am Montag.

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Auch Politiker von Grünen und Linkspartei fordern eine Reform des Organspendesystems in Deutschland. Renate Künast, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, sprach sich gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" für eine öffentlich-rechtliche Institution aus, die die Koordination der Organspenden übernehmen solle. Bisher liegt diese Aufgabe bei Privaten: bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Eurotransplant und der Bundesärztekammer.

Die Bundestagsabgeordnete Kathrin Vogler (Linkspartei), stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", es müsse auch dringend über Hirntoddiagnostik gesprochen werden. Vor einer Organentnahme muss der Hirntod des Spenders festgestellt werden. Doch ob mit dem Hirntod das Leben endet, ist zunehmend umstritten. Einige Mediziner zweifeln das seit fast 50 Jahren in nahezu allen Ländern geltende medizinische Hauptkriterium für die Diagnose des Todes an.

Brysch: Ethik keine Privatsache der Ärztekammer

Brysch fügte hinzu, es gehe nicht allein um medizinische, sondern vor allem um ethische Fragen: "Ethik darf aber keine Privatsache der Bundesärztekammer sein." Der Patientenschützer äußerte die Befürchtung, dass beim Prozess das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung enttäuscht werden könnte." Schließlich haben es der Gesetzgeber, die Bundesärztekammer und die Deutsche Stiftung Organtransplantation den Tätern sehr leicht gemacht", sagte Brysch. "Man hat auf den ärztlichen Ethos vertraut."

Ärzte hatten durch Manipulationen an Wartelisten erreicht, dass Patienten schneller ein Organ bekamen. Durch diesen Skandal ist die Zahl der Organspender in Deutschland drastisch gesunken. Rund 12.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan.