Syrische Flüchtlinge lernen für eine ungewisse Zukunft

Foto: ddp images/Raphael Fournier
Syrische Flüchtlinge lernen für eine ungewisse Zukunft
In Syrien ist kein Ende des Bürgerkriegs in Sicht. Millionen Flüchtlinge wissen nicht, wie es weitergehen soll. Mit deutscher Hilfe können sie nun in der Türkei Sprachkurse machen oder sich beruflich weiterbilden.
15.08.2013
epd
Corinna Buschow

Im Süden der Türkei hat der Deutsche Volkshochschulverband ein Bildungs- und Begegnungszentrum für syrische Flüchtlinge errichtet. Es liegt in Kirikhan unweit der Grenze zu Syrien. Sprachkurse sollten den Flüchtlingen eine bessere Orientierung im Alltag ermöglichen, sagte Anton Markmiller, der Leiter des Instituts für Internationale Zusammenarbeit, zur Eröffnung am Donnerstag. Berufliche Fortbildungen sollten auf ein Leben nach der Flucht vorbereiten - ein Leben, das meist im Ungewissen liegt. Denn die Gewalt in Syrien dauert an.

Viele syrische Flüchtlinge in Kirikhan leben beengt in zu kleinen Wohnungen, für die sie überteuerte Mieten zahlen müssen. Ihr rechtlicher Status als Geduldete schützt sie nicht vor Ausbeutung. Fehlende Sprachkenntnisse erschweren es, sich Hilfe bei den Behörden zu holen. In der 95.000 Einwohner zählenden Stadt in der Region Hatay leben rund 25.000 Flüchtlinge aus Syrien.

Finanzierung reicht bis Ende des Jahres

Das Institut des Volkshochschulverbands will auch den Austausch zwischen den Einheimischen und den Neuankömmlingen fördern. Mitarbeiter in Kirikhan berichten, dass sich die Spannungen zwischen Einwohnern und Flüchtlingen zurzeit verschärfen. Denn in der eher strukturschwachen Region werden die Syrer zunehmend als Last empfunden.

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Mit Trainings zur beruflichen Weiterbildung sollen sich die Flüchtlinge in Kirikhan auf alle Möglichkeiten vorbereiten können: eine Rückkehr, einen Verbleib in der Türkei oder die Einreise in ein ganz anderes Land. Doch die Europäische Union hat noch kein Aufnahmeprogramm gestartet. Deutschland will 5.000 syrische Flüchtlinge aufnehmen, aber vor allem aus dem Libanon und Jordanien. Allerdings sei auch eine Aufnahme aus der Türkei nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums.

Das Bildungszentrum in Kirikhan soll auch als provisorische Schule dienen. Lehrer unter den syrischen Flüchtlingen können Räume nutzen, um Kinder zu unterrichten. Die Einrichtung wird mit 250.000 Euro vom Bundesentwicklungsministerium und weiteren 260.000 Euro von der Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt. 20 türkische und syrische Mitarbeiter, die von lokalen nichtstaatlichen Organisationen kommen oder angeworben wurden, sorgen für den Betrieb. Die Finanzierung reicht den Angaben zufolge bis Ende des Jahres, soll nach Möglichkeit aber verlängert werden.

Weiteres Bildungsangebot für Syrer in Jordanien geplant

Vor dem Bürgerkrieg in Syrien, der seit mehr als zwei Jahren andauert, sind nach UN-Angaben rund 1,9 Millionen Menschen geflohen. Die Mehrheit suchte Unterschlupf in Jordanien, im Libanon und in der Türkei. Viele Flüchtlinge leben nicht in Camps. In der Türkei haben sich mehr als die Hälfte der bislang 435.000 Syrien-Flüchtlinge eine andere Unterkunft gesucht.

Das Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschulverbandes unterstützt den Auf- und Ausbau von Jugend- und Erwachsenenbildung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Es fördert Projekte in rund 40 Ländern. Ein weiteres Bildungsangebot für Syrer ist in einem Flüchtlingscamp in Jordanien geplant.